„Hallo, hier spricht Edgar Wallace“ … zum heutigen 90. Todestag des englischen Schriftstellers Edgar Wallace kam mir dieser Satz wieder in den Sinn. Mit ihm beginnen die legendären Romanverfilmungen aus den 1960er-Jahren. „Der Frosch mit der Maske“ wurde 1959 mit rund 3,2 Mio. Zuschauern zum Kino-Überraschungserfolg. Es folgten 37 weitere Kinofilme, die überwiegend von deutschen Regisseuren gedreht, aber auch in Kooperation mit dänischen, britischen, französischen, spanischen und italienischen Produktionsfirmen bis 1972 entstanden. Sogar die DDR verfilmte lt. Wikipedia in den 50er/60er-Jahren drei Romane von Edgar Wallace.
Schwere Kindheit und Jugend
Einen guten Start ins Leben hatte er wahrlich nicht: Am 1. April 1875 kam Richard Horatio Edgar in Greenwich (bei London) als unehelicher Sohn des Komödianten Richard Horatio Marriott Edgar und der Schauspielerin Polly Richards zur Welt, die die Schwangerschaft und Geburt jedoch verheimlichte. Kurz nach der Geburt gab Polly Richards ihren Sohn gegen Bezahlung zu einer Pflegefamilie, in der er den Namen Richard Horatio Edgar Freeman, kurz Dick Freeman, erhielt. Die Familie Freeman hatte bereits 10 Kinder eigene Kinder. 1878 wurde Edgar von den Freemans adoptiert, da seine Mutter das Pflegegeld nicht mehr zahlen konnte. Sein Adoptivvater, Fischträger im Londoner Hafen, ermöglichte Edgar zwar eine gute Schulausbildung, dieser schwänzte aber lieber, um eigenes Geld zu verdienen und dafür Theateraufführungen zu besuchen. Nach Ausflügen in die Kleinkriminalität verließ er mit 12 Jahren die Schule und verdingte sich u. a. als Druckergehilfe, Boten- und Zeitungsjunge sowie als Straßenbauer, war aber auch in einer Tuchfabrik und auf einem Fischerboot tätig.
Von der Armee zum Journalisten
Mit 18 Jahren trat er in die Armee ein und gab sich in Anlehnung an den US-amerikanischen Schriftsteller Lew Wallace, der 1880 „Ben Hur“ veröffentlicht hatte, den Namen Edgar Wallace. Er wurde in Südafrika stationiert und war zunächst im medizinischen Corps und später im Pressecorps tätig. Seine journalistische Karriere begann er als Kriegsberichterstatter im Zweiten Burenkrieg (1899 bis 1902). Beeinflusst von Rudyard Kipling, den er 1898 in Kapstadt traf, schrieb er zudem Gedichte und Balladen. Es folgten Redakteurstätigkeiten für die Nachrichtenagentur Reuters, später für die „Daily Mail“ und andere Zeitungen. In dieser Zeit heiratete Edgar Wallace zum ersten Mal, Ivy Maude Caldecott war die Tochter eines methodistischen Missionars. Kurz nach dem Tod der ersten gemeinsamen Tochter 1903 kehrten sie nach London zurück. Dort wurden bis zur Scheidung im Jahr 1919 drei weitere Kinder geboren. Wallace verdiente mühsam den Lebensunterhalt als Journalist und Sonderberichterstatter für diese und seine zweite Familie, denn 1921 heiratete er seine Sekretärin Ethel Violet King. Mit ihr bekam er noch einen Sohn und eine Tochter, die ebenfalls Schriftsteller wurden.
Vom Romanschriftsteller …
Bereits 1905 versuchte er sich als Romanschriftsteller, fand jedoch keinen Verleger für „Die vier Gerechten“ und veröffentlichte, finanziell ein Desaster, im Eigenverlag. Er gab aber nicht auf und schaffte es, seinen eigenen populären Schreibstil zu entwickeln, mit dem er in zahlreichen Werken sein Leben und seine Erlebnisse in Afrika verarbeitete. Der Erfolg dieser Romanveröffentlichungen brachte ihm auch seine journalistische Reputation zurück. Diese und seinen Job hatte er 1907 nach schludrigen journalistischen Arbeiten für die „Daily Mail“ verloren.
… zum Krimiautor
Zum „King of Thrillers“ wurde Wallace ab 1921 vom britischen Verlag Hodder & Stoughton, heute Hachette, aufgebaut, die den Slogan „It is impossible not to be thrilled by Edgar Wallace“ für die Vermarktung seiner Kriminalromane nutzten. Er gilt als Erfinder des modernen Thrillers: Seiner Phantasie schienen keine Grenzen gesetzt, und er nutzte den sensationshungrigen Schreibstil, den er bei der „Daily Mail“ kennengelernt hatte. Seine Kriminalromane, von denen er in seinen erfolgreichsten Zeiten mehrere parallel und manche innerhalb von drei Tagen schrieb, enthielten komödiantische Elemente sowie Merkmale des Science-Fictions, des Liebesromans und der Kriegsgeschichte. Seine Bücher sind spannend, leben vielfach von maskierten bzw. kostümierten Tätern, die zahlreiche Leichen hinterlassen, zwielichtigen Charakteren und unvorhersehbaren Handlungsumschwüngen. Bis zuletzt weiß der Leser nicht, bei wem es sich um den Täter handelt.
Erfolgreich auf der Bühne und im Kino
Edgar Wallace ist einer der erfolgreichsten und produktivsten englischsprachigen Krimischriftsteller. Neben seinen unzähligen journalistischen Beiträgen verfasste er 175 Bücher und 15 Theaterstücke. Mitte der 1920er-Jahre traten seine Romane auch ihren Siegeszug auf den Theaterbühnen an. „Der Hexer“ wurde 1926 in London uraufgeführt, die deutsche Erstaufführung erfolgte unter Regisseur Max Reinhardt 1927 in Berlin.
Für die erste Verfilmung seines Romans „Der Zinker“ schrieb Wallace selbst das Drehbuch und führte Regie, er war zwischenzeitlich in den Vorstand der neu gegründeten British Lion Film Corporation aufgenommen worden.
Hollywood ruft
In diesen erfolgreichen Zeiten lebte er ausschweifend und finanziell aufwendig: Ihm gehörte eine eigene Box in Ascot sowie ein Rennpferdestall, und er verlor viel Geld bei Glücksspielen und Pferderennen. Da er nicht auf seine Gesundheit achtete, erkrankte er an Diabetes, die er nicht behandelte. Und so wundert es nicht, dass er mit knapp 57 Jahren, kurz nachdem er in die USA übersiedelte, um in Hollywood einen Job als Drehbuchautor anzunehmen, am 10. Februar 1932 starb. Sein letztes Werk war das Drehbuch für den Hollywood-Film „King Kong und die weiße Frau“.
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Leserbriefe (2)
Alexandra Bierbauer
am 11.02.2022Ich kaufe gern bei Ihnen, weil Sie gute Sachen haben, die ich gerne mag. Ich wünsche mir, daß Sie auch Originaltitel, also Ihre Bücher auf Englisch. Es ist so mühsam, Bücher auf Englisch zu bestellen. Bei Ihnen ginge das auf Knopfdruck. Können Sie nicht herausfinden, ob andere Kunden auch Interesse an Originaltiteln haben?
Danke und liebe Grüße aus Wien,
Alexandra Bierbauer
Prinzessin von Wels
Online Team THE BRITISH SHOP
am 15.02.2022vielen Dank für Ihren Kommentar. Auch wenn wir selber gerne im englischen Original lesen, wünschen sich doch die meisten Kunden die Bücher in Deutsch.
Mit freundlichen Grüßen
Julia Stüber / Online Team THE BRITISH SHOP