Rund 40 Kilometer von Edinburgh und Glasgow gleichermaßen entfernt gibt es ein ganz besonderes Meisterwerk britischer Ingenieurskunst zu bestaunen: Das Falkirk Wheel, das einzige rotierende Schiffshebewerk der Welt. Schmale Boote fahren unten in eine der Gondeln hinein, die sie samt Wasserbad emporhebt und ihnen dort die Weiterfahrt ermöglicht. Gleichzeitig senkt sich die gegenüberliegende Gondel für den Bootstransport von oben nach unten.
Eine Verbindung zweier wichtiger Wasserstraßen
Am 24. Mai 2002 wurde das stählerne Rad feierlich von Queen Elizabeth eröffnet und verbindet in Falkirk seither den Union Canal mit dem Forth and Clyde Canal. Die beiden Wasserstraßen verfügen über ein sehr unterschiedliches Höhenniveau. Diese 24 Meter wurden von Transportbooten etwa ein Jahrhundert lang mittels elf aufeinanderfolgender Schleusen überwunden. In den 1930er-Jahren wurden diese sehr bedienintensive und zeitaufwändige Verbindung eingestellt und die Schleusen zurückgebaut, da die gewerbliche Nutzung zu stark zurückgegangen war.
Im Zuge des wachsenden Tourismus wurde die Verbindung beider Wasserstraßen und damit auch eine direkte Verbindung der Städte Edinburgh und Glasgow wieder interessant. 1994 beschloss British Waterways mit dem „Millennium Projekt“ eine Neukonstruktion der Kanalverbindung, doch die sollte anders und effizienter sein und dem Start des neuen Jahrtausends gerecht werden.
Mit der Hilfe von Archimedes konstruiert
Das Unternehmen Butterley Engineering Company aus Ripley, Derbyshire, fertigte schließlich das Falkirk Wheel nach Plänen des Architekten Tony Kettle. Mehr als 1.200 Tonnen Stahl wurden für die über 35 Meter hohe Konstruktion verbaut, die einer keltischen Doppelaxt ähnelt. Beide Transportgondeln fassen je 250.000 Liter Wasser. Dass die Gondeln im Gleichgewicht bleiben, auch wenn nicht oben wie unten Boote einfahren oder sie mit unterschiedlicher Personenzahl besetzt sind, dafür sorgt ganz einfach ein physikalisches Gesetz, das als Archimedisches Prinzip bekannt ist: Ein Körper – hier das Boot - taucht so tief in eine Flüssigkeit ein, bis das Gewicht des verdrängten Wassers seinem eigenen entspricht.
Angetrieben wird das Falkirk Wheel von zehn Hydraulikmotoren, die das System energiesparend und auch Energie zurückgewinnend regulieren. Die Energie, die eine Gondel beim Abstieg freigibt, kommt der anderen beim Aufstieg zugute. Der Energieverbrauch liegt bei nur 1,5 kWh pro Umdrehung bzw. Hubvorgang. Das entspricht etwa dem Energieverbrauch eines Waschmaschinengangs oder dem gleichzeitigen Kochen von Wasser in acht Haushaltswasserkochern. In nur fünf Minuten überwindet ein Boot damit den Höhenunterschied zwischen den Kanälen – der gesamte Transfer dauert etwa 10 bis 15 Minuten. Zum Vergleich: Früher benötigte man mit dem Schleusensystem dafür fast einen ganzen Tag.
Bestaunen und selbst mitfahren
Seit der Eröffnung des Falkirk Wheels hat es sich zu einem wahren Publikumsmagneten entwickelt: Tausende Touristen strömen jährlich herbei, um dem faszinierenden Drehen des Rades zuzusehen. Doch man muss nicht nur zuschauen, sondern hat die Möglichkeit, die Fahrt hinauf und hinunter in einem der hübschen Holzboote mitzuerleben. Wen es nach einer längeren Bootstour gelüstet, der kann auch ausgedehntere Fahrten auf den Kanälen unternehmen.
Ein Besucherzentrum mit Restaurants, Minigolf, Paddelbooten, vielen Spielplätzen und mehr ergänzt das Falkirk-Wheel-Erlebnis, das auch viele Familien anzieht. Der Antoninuswall lässt sich bei einem Spaziergang erkunden und unweit des Falkirk Wheels ragen auch die magischen Kelpies auf, die hohen Skulpturen der Köpfe zweier pferdeähnlicher Wassergeister. Falkirk ist auf jeden Fall einen Ausflug wert!
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