Ein königlicher Tagesausflug vor den Toren Londons
Nicht einmal eine Autostunde von der Metropole London entfernt liegt das beschauliche Windsor, das mit seinen Bahnhöfen Windsor & Eton Riverside und Windsor & Eton Central auch bequem mit dem Zug erreicht werden kann. Eine der einfachsten Möglichkeiten ist die Fahrt mit dem Direktzug von London Waterloo zum Bahnhof Windsor & Eton Riverside. Dort wird man bereits in der Halle des Bahnhofs Windsor & Eton Central von der historischen Lokomotive „The Queen“ begrüßt, mit der Königin Viktoria einst von London nach Windsor fuhr. Ein perfekter Auftakt für eine Erkundungstour!
Beinahe könnte man sich über die rund 30.000 Einwohner wundern, denn trotz der überschaubaren Zahl scheint der Ort auf den ersten Blick fast ausschließlich aus Windsor Castle zu bestehen. Ganz von der Hand zu weisen ist dieser Eindruck nicht, denn das Städtchen entstand ursprünglich nur wegen des Schlosses, auch wenn es davor bereits „Old Windsor“ gab.
Neben den Einheimischen bevölkern jährlich an die sieben Millionen Touristinnen und Touristen die Straßen. Aber woran genau liegt das?
Was gibt es zu entdecken?
Windsor eignet sich hervorragend für einen Tagesausflug und zwar nicht nur für Fans des britischen Königshauses. Überall finden sich georgianische Geschäfte, Häuser und Pubs. Hinzu kommen einige recht bekannte Gebäude. Der Architekt Christopher Wren begann im Alter von 31 Jahren seine Karriere und stellte 1689 die Guildhall, das Rathaus an der High Street, fertig. Im Household Cavalry Museum können Interessierte eine Waffen- und Uniformensammlung bestaunen. Wer die Natur bevorzugt, wird den 809 Hektar großen Windsor Great Park lieben, der sich vom Schloss aus bis Snow Hill und damit zu einem Standbild Georges III erstreckt. Am bekanntesten ist hier wohl der „Long Walk“, den man von zahlreichen Bildern und Postkarten kennt. Die weitläufige, von Queen Anne angelegte Allee ist von Bäumen gesäumt und bietet einen schönen Blick auf Schloss Windsor.
Schon gewusst? Die kürzeste Straße Großbritanniens befindet sich ebenfalls in Windsor.
Wer Hunger hat, der wird schnell fündig. Zahlreiche Restaurants bieten eine große Auswahl an unterschiedlichen Küchen für jeden Geldbeutel. Außerdem lohnt sich eine Besichtigung der Windsor & Eton Brewery (Brauerei)
Wie wäre es mit Stand up Paddling auf der Themse? Dabei lassen sich auch wunderbar die Schwäne beobachten, die übrigens jährlich gezählt werden, um die Entwicklung der Bestände zu überprüfen.
Windsor Castle
Die Pilgerstätte für die Fans der britischen Monarchie! Zwei bis drei Stunden sollte man für den Besuch dieser berühmten Residenz schon einplanen und dabei bequemes Schuhwerk nicht vergessen! Die in Großbritannien älteste ständig bewohnte und mit einer Fläche von 5,2 Hektar zudem größte bewohnte Festung der Welt ist ein wahrer Besuchermagnet. Ursprünglich wurde Windsor Castle 1070 von Wilhelm dem Eroberer errichtet, um den westlichen Zugang nach London zu sichern. Die Stelle eignete sich gut, da sie hoch gelegen und damals nur eine Tagesreise vom Tower of London entfernt lag. Dazu bot sie einen guten Blick über die Themse. Begonnen wurde der Bau einst mit dem runden Turm in der Mitte des Areals, der zu Beginn aus Holz war und heute noch als Wehrturm gilt. Mit jedem Monarchen wurden Änderungen vorgenommen. George V liebte das Schloss so sehr, dass er 1917 Windsor sogar als Familiennamen wählte. Mit über 1.000 Räumen beherbergt es neben berühmten Kunstwerken auch die königliche Bibliothek. Es heißt, dass ein einziger Mann, der Kaminschmied des Königs, für das Reinigen und Befeuern der 300 Kamine im Schloss verantwortlich sei. Auch gebe es nur einen Uhrenkonservator, der sich um die knapp 400 Uhren mit teils hochkomplexen Mechanismen kümmere.
Mehrere Brände mit teils verheerenden Ausmaßen musste Windsor Castle überstehen. Der letzte ereignete sich am 20. November 1992 und damit ausgerechnet am Hochzeitstag von Queen Elizabeth und Prinz Philip. Auslöser soll ein Halogenstrahler gewesen sein, der einen Vorhang entzündet hatte. Dennoch ist und bleibt das Schloss Zeugnis royaler Tradition.
Eines der wichtigsten Gebäude des Areals ist die St. George`s Chapel. Viele Monarchen fanden hier ihre letzte Ruhestätte – darunter auch Queen Elizabeth II.
Wussten Sie, dass es in Windsor Castle sogar ein Puppenhaus zu bestaunen gibt? Es handelt sich hierbei nicht um irgendeine Miniaturausgabe, sondern um das berühmteste Puppenhaus der Welt, das der Architekt Edward Lutyens mit viel Liebe zum Detail für Königin Mary entwarf. Die Bauzeit betrug vier Jahre (1921-1924) und es enthält Arbeiten von etwa 1.500 Künstlern.
Changing of the Guard
Wer glaubt, einer Wachablösung könne man nur in London vor dem Buckingham Palace beiwohnen, der irrt sich. Auch in Windsor Castle wechseln zwei Gruppen der „Guards“ den Dienst. Die Aufgabe dieser Einheit besteht darin, den König zu schützen. „The Guards“ kommen dieser Aufgabe seit 1660 nach.
Die Nachbarschaft
Am anderen Themseufer und damit nur durch eine kleine Brücke von Windsor getrennt, liegt der Ort Eton mit seinem berühmten Eton College, das 1440 von Heinrich VI gegründet wurde. Damals sollten hier 70 Jungen auf Kirchenämter vorbereitet werden. Die Zahl hat auch heute noch Relevanz, denn 70 Jungen bekommen immer noch ein Stipendium. Alle anderen müssen tief in die Tasche greifen. Zu den bekanntesten Absolventen zählen diverse Premierminister sowie Prinz Harry.
Auch nicht weit weg: Ascot mit seinem berühmten Pferderennen. Jedes Jahr machen sich die Mitglieder des Königshauses in ihren Kutschen über den „Long Walk“ auf den Weg, um dem Spektakel beizuwohnen.
Was lieben die Menschen an Windsor?
„Für mich besteht Windsor aus vielen kleinen, süßen Nuggets“, berichtet eine Deutsche, die gerade ihren endgültigen Umzug in das Städtchen plant. Sie liebe sowohl die Geschichtsträchtigkeit als auch, dass es klein und überschaubar sei und sie genau wisse, wohin sie zum Einkaufen gehen könne oder zu einem Treffen mit Freunden. Besonders habe es ihr aber das Schloss angetan, das sie schon vielfach besucht habe. Auch die vielen Möglichkeiten für lange Spaziergänge möge sie sehr. Während sie erzählt, wirkt sie fast ein wenig verliebt.
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