Zum United Kingdom gehört nicht nur Großbritannien, sondern auch weltweit Inseln, die sich als britisch verstehen. Und wer Schottland mag, wird die Falkland Islands lieben. Unser Kunde Heinz Murken hat die Reise gewagt und berichtet hier über sein Abenteuer und seine neu gefundene Liebe zu den Falkland Inseln.
Die Reise zu den Falkland Inseln
Der Weg zu den Falkland Inseln ist lang: Man kann entweder einen der beiden wöchentlichen Flüge der Royal Air Force (RAF) nehmen und ist 18 Stunden unterwegs. Oder man spart einige hundert Euro und fliegt insgesamt 40 Stunden über Südamerika.
Der Airbus startet von RAF Brize Norton in Oxfordshire um Mitternacht, macht südlich des Äquators morgens 2 Stunden Tankstopp auf Ascension Island, die auch zum United Kingdom gehören. Es gibt kein Alkohol an Bord und kein Bordprogramm, dafür aber einen freundlichen britischen Service.
Weit entfernt von Europa, trotzdem vertraut
Nach der Landung um 16:00 Uhr Ortszeit auf RAF Mount Pleasant bringt der Bus uns in 45 Minuten in die Hauptstadt der Falklands nach Stanley, Eastfalkland. Mehr als 13.000 km von Deutschland entfernt ist man umgeben von einer Sprache, die dem Englisch in Südengland sehr ähnlich klingt. Die Häuser sind mit bunten Dächern ähnlich wie in Skandinavien gedeckt. Etwas irritierend ist aber, dass die Sonne mittags im Norden steht, denn die Falklands liegen im Südatlantik auf der Südhalbkugel.
Die Einwohner
Die Falklands haben knapp 4.000 Bewohner. In der Hauptstadt Stanley lebt der Großteil mit über 3.000 Einwohnern, der Rest ist „in camp“, also auf dem Land, verstreut auf den über 700 Inseln. Daneben sind 1.500 Soldaten der RAF auf Mount Pleasant stationiert.
Hinzu kommen 500.000 Schafe, mehrere hunderttausend Pinguine, verschiedene Enten, Gänse, Raubvögel, Albatrosse, Wale, Seelöwen, See-Elefanten.
Sightseeing in Stanley
Für die Hauptstadt sollte man sich Zeit gönnen, denn es gibt viel zu entdecken: Denkmäler, pittoreske Wohnhäuser, Souvenirshops, das Memorial Wood Denkmal zur Erinnerung an die Befreiung von Argentinien 1982 und das sehr gute Historic Dockyard Museum. Vor dem Hotel sitzen riesige Truthahngeier im Baum und gegenüber, nur wenige Meter von der Mole entfernt, schaut um 6 Uhr morgens ein Pinguin aus dem Wasser. „Take nothing but photos, leave nothing but footprints“, sagen Hinweisschilder in Stanley.
Weiterflug zur Fox Bay
15 Minuten Autofahrt dauert es zu „our national airport“ nahe Stanley, wie die Einheimischen sagen. Von dort aus fliegt der FIGAS, der Falkland Islands Government Aviation Service, täglich die Farmen auf den bewohnten Inseln im Taxiservice mit kleinen Propellermaschinen an.
Nach einer Stunde Flug über türkis leuchtende Buchten, weiße Sandstrände, Seen und kleine Flüsse erreichen wir Fox Bay, Westfalkland. Wir werden am Airstrip von der Farmerin abgeholt und sind bald im geräumigen Cottage, zum Schutz vor dem fast immer wehenden Wind, versteckt hinter dichten grünen Hecken. Die Landschaft ist kahl, sanfthügelig, baumlos, „a wide open space“. Die Sicht ist grandios und weit, denn Luftverschmutzung gibt es nicht. Meilenweit Natur pur, vom Menschen unverändert.
Meilenweit Natur pur
An sieben von zehn Nächten sind wir die einzigen Gäste in Fox Bay, die Bevölkerungszahl hat sich durch uns um zwei auf 18 erhöht. Zur Farm gehören 4.000 Schafe, 120 Rinder, über 30 Hühner, ein kleines Postmuseum. Und natürlich Pinguine, drei verschiedene Arten allein auf der Coast Ridge Farm.
Wir sitzen auf vom Sonnenschein gewärmtem trockenen Moosboden, von der Pinguinkolonie 15 Meter entfernt, es riecht leicht fischig. Ein Falklandkarakara, ein sonst eher auf kleine Pinguinküken und junge Lämmer spezialisierter Falke, setzt sich zu uns, zwei Meter entfernt, untersucht mit Kralle und Schnabel einen meiner Schuhe und bleibt neugierig, bis wir aufbrechen. Uns scheint, die Fauna auf den Falklands sieht Menschen eher als interessante Bereicherung ihres Lebensraumes denn als Bedrohung an.
Auf dem Rückweg zum Cottage fragt uns unsere Wirtin, Nuala, was wir davon halten, kurz in den Südatlantik zu springen. Am nächsten Strand nimmt Nuala ein angeschwemmtes Holz, klatscht aufs Wasser und die Commerson-Delfine schwimmen neugierig im Abstand von drei Metern um uns herum.
Die Fox Bay öffnet sich nach Süden. Wenn man geradeaus schwimmen würde, kommt nur noch eins: „It’s all the way down to Antarctica“.
Es geht um die Freiheit
Unsere Wirtin Nuala sagt über das Leben auf der Insel: „It’s all about freedom“. Sie liebt es, als Wirtin neue Menschen kennenzulernen. Wie viele, die heute auf den Falklands leben, kam Nuala nur zwei Jahre zum Arbeiten in den Südatlantik. Sie blieb, hat heute drei Kinder. Ihr Mann Keith ist gebürtiger Falkländer. Menschen aus Südafrika, Chile, den Niederlanden und dem UK erzählen uns Ähnliches.
Wir teilen mit ihnen gemeinsam, ein paar Tage abgeschieden von der restlichen Welt zu sein. Nuala fürchtet, wir würden uns langweilen. Aber das tun wir keine Sekunde. Samstags gibt es den Social Club. Wenn jeder jedem eine Runde ausgibt, kann es lustig werden.
Falkländer sind Meister der Selbstversorgung, hinter fast jedem Wohnhaus steht ein Gewächshaus. Es sind sehr offene, herzliche Menschen, hilfsbereit, fast immer zum Small Talk entschlossen. Türen werden nicht abgeschlossen, Kriminalität existiert kaum. Neben britisch stämmigen Insulanern, manche teilweise bereits in elfter Generation ansässig, leben heute Menschen aus über 60 Nationen hier. Falkländer verstehen sich als eigenständige Nation im United Kingdom und wollen dennoch britisch bleiben.
Reisen auf die Falklands
2019 gab es weniger als 10.000 Übernachtungsgäste, denn Reisen auf die Falklands müssen selbst organisiert werden. Aber das Falkland Island Government Office in London hilft gern, das Tourismusbüro der Falklands auch. Hotels und Restaurants in Stanley sind gut bis sehr gut, die Full Board Verpflegung auf unserer Farm am Ende der Welt war noch besser. Viele Farmen bieten auch Selbstversorgung an.
Eine gute Reisezeit ist der Januar, denn dann ist auf den Falklands Sommer. Tagsüber ist es oft über 20 Grad, manchmal auch 25 Grad. Also unbedingt Shorts einpacken und Sonnenschutz mitnehmen.
Mein Fazit
Eine Reise auf die Falklands macht man nicht oft, aber sie ist unvergesslich. Und wer auf die Falklands fliegt, sollte überlegen, nach dem Rückflug noch ein paar Tage in England auf dem Land zu bleiben, um wieder in Europa anzukommen.
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