An der Mündung des River Medway – gut geschützt von Upnor Castle – befinden sich die Historic Dockyards von Chatham. Bereits im 16. Jahrhundert wurden dort Schiffe für die Royal British Navy gebaut und für den Kampf gegen die spanische Armada ausgerüstet.
Auch Nelsons Flaggschiff bei der Schlacht von Trafalgar, die HMS Victory, wurde in den Chatham Dockyards im County Kent gebaut. In den 1860er-Jahren gab es auf der Werft ein umfangreiches Bauprogramm und das St.-Mary's-Becken wurde für die neuen Schiffe der Dampfmarine gebaut. Als die Werften in Deptford und Woolwich 1869 geschlossen wurden, wurde Chatham zur wichtigsten Werft der Royal British Navy.
Die Werft schloss, das Museum öffnete
Die Werft und die Kaserne wurden 1984 geschlossen und die Royal Navy verabschiedete sich endgültig von Chatham. Das Erbe blieb jedoch erhalten und die vielen historischen Werft- und Kasernengebäude lassen den Besucher in die Blütezeit des englischen Schiffbaus zurückblicken.
In den Museumsräumen liegt der Schwerpunkt vor allem auf dem 17. und 18. Jahrhundert, in der in den Chatham Dockyards die Schiffe für den Zweiten Englisch-Niederländischen Krieg und den spanischen Erbfolgekrieg gebaut wurden. Hier erfährt man auch viel über die Besatzung der Flotten.
Die zu besichtigenden Schiffe sind natürlich jüngeren Datums: Die „Stars“ des Museums sind
- die HMS Gannet, ein Segelschiff der Royal Navy, das von 1878 bis 1895 im Dienst der Victorian Navy stand,
- die HMS Cavalier, ein Zerstörer der von 1945 bis 1971 im Dienst war, sowie
- das U-Boot HMS Ocelot, eines von nur 13 der Oberon-Klasse, die in den 1950er-Jahren auf Kiel gelegt wurden.
Alle diese Schiffe wurden in Chatham gebaut und können auch innen besichtigt werden – für die Ocelot muss man sich aber für eine Führung (alle 30 Minuten) anmelden. Außerdem findet sich eine große Anzahl von historischen Rettungsbooten und altem Kriegsgerät in den Werfthallen.
Die Werft als Filmlocation
Das berühmte Trockendock Nr. 1 wurde im Jahr 1613 fertiggestellt. Es ist somit über 400 Jahre alt und eines der ältesten noch existierenden Trockendocks der Welt. Es wird auch gerne als Filmkulisse verwendet, z. B. in der Disney-Serie „Loki“. Auch „Call the Midwife“ und „Bridgerton“ wurden teilweise in den Dockyards gedreht, hier dienten dann meist die alte Kaserne und ihre Hinterhöfe als Kulisse.
Beeindruckend ist auch die 400 Meter lange Halle der Seilerei, die noch heute Seile für die Royal Navy produziert. Auch hier werden Führungen angeboten, in denen die seit 400 Jahren fast unveränderten Produktionsschritte gezeigt werden.
Tipps für Ihren Besuch
Man sollte einen ganzen Tag Zeit einplanen, um in den Historic Dockyards Chatham alles zu sehen und an den Führungen teilnehmen zu können. Man kann den Besuch aber auch auf mehrere Tage aufteilen, denn die Eintrittskarten sind ab Kaufdatum ein Jahr lang gültig. Der größte Teil der Dockyards ist barrierefrei. Es ist jedoch zu beachten, dass aufgrund des historischen Charakters einiger Gebäude und Schiffe nicht alle Bereiche vollständig barrierefrei sein können. Auf dem Gelände befindet sich auch ein hübsches Café in einem alten Lokschuppen. Parken ist direkt auf dem Gelände in einer alten Werfthalle möglich.
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