Gälisch, Anglo-Irish, Ulster-Scots, Scottish English
Die Unterscheidung der verschiedenen Sprachen und Dialekte der Britischen Inseln gestaltet sich komplizierter als man annimmt. Während man in vielen Teilen Englands das Pendant zum hannoverschen Hochdeutsch spricht – Queen’s English – plaudert man im Westen Walisisch, im Norden Schottisch, in der Republik Irland Gälisch und in Nordirland entweder Anglo-Irish oder Ulster-Scots. Wo Sie mit Ihrem Schulenglisch weiterkommen und woran Sie die Unterschiede der verschiedenen Dialekte und Sprachen erkennen, erklären wir hier.
Dass Englisch nicht gleich Englisch ist, wird spätestens während der ersten Reise nach Irland, Schottland oder Wales bestätigt. Selbst wer in der Schule Englisch gelernt hat oder bei der Arbeit regelmäßig auf British oder American English kommuniziert, wird in Wales oder im Süden Irlands vermutlich kein Wort verstehen. Denn hier wird Gälisch gesprochen. Mit dem Bretonischen und dem Schottisch-Gälischen zählen die Sprachen zu den noch lebenden keltischen Sprachen und haben mit dem Englisch, das wir in der Schule lernen, so viel zu tun, wie Deutsch und Dutch (Niederländisch).
Die Geschichte der gälischen Sprache
Die Geschichte der gälischen Sprache ist lang und vielschichtig. Gaelic oder auch als Goidelisch bzw. Gaeilge in Englisch bekannt, gehört zur keltischen Sprachfamilie und wurde vor dem 12. Jahrhundert von den keltischen Stämmen in Irland, Schottland und der Isle of Man gesprochen. Die keltische Sprache wurde etwa 600 Jahre vor Christus von Einwanderern aus Nordfrankreich auf die Atlantikinsel gebracht. Im Laufe der darauffolgenden Jahrhunderte entstanden aus diesem bretonischen Gälisch viele verschiedene Varianten der irischen Sprache, sodass fast jeder Clan seinen eigenen Dialekt sprach.
Im Mittelalter erlebte die gälische Sprache ihre Blütezeit, insbesondere in Irland und Schottland. Mit der englischen und schottischen Expansion im Laufe der Jahrhunderte geriet das Gälische jedoch zunehmend unter Druck. Immer mehr Engländer wanderten auf die Grüne Insel aus und ließen sich hier nieder und Englisch wurde schon bald zur offiziellen Landessprache. Mittlerweile nutzen nur noch etwa 2 % der Bevölkerung Irlands die Sprache im täglichen Gebrauch, aber immerhin geben fast 40 % an, Gälisch sprechen zu können.
Gälisch hat mit der englischen Sprache fast nichts gemein, und Sie werden im Gespräch mit einem waschechten Iren, Schotten oder Waliser noch nicht einmal Bahnhof verstehen, wenn Sie nach dem Weg dorthin fragen. Anders verhält es sich mit der Sprache, die in Nordirland gesprochen wird. Hier sollten Sie mit Ihrem Schulbuch-Slang ganz gut durchkommen.
Anglo-Irish für Anfänger
Nordirland gehört nicht nur politisch zu Großbritannien, hier kommt es auch – oder gerade deswegen – zu vielen religiösen, sozialen und kulturellen bzw. sprachlichen Gemeinsamkeiten und Überschneidungen. Irisches Englisch oder auch Anglo-Irish bzw. Hiberno-Englisch, wie die Sprache gemäß der lateinischen Länderbezeichnung Hibernia oft genannt wird, unterscheidet sich zwar sowohl in der Aussprache als auch in der Grammatik und bei einigen Vokabeln vom Queen’s English, ist aber generell für Englisch sprechende Ausländer zu verstehen.
Wer sich auf eine Reise nach Belfast oder entlang der Mourne Coastal Road begibt, hört vielleicht Sätze wie „C’mere till I tell you“ – „Komm her, ich möchte dir etwas erzählen.” oder „He’s a fekin edjit“ – „Er ist ein totaler Idiot.“ Mit ein bisschen Fantasie und Goodwill oder einem starken Guinness kriegen Sie die Kommunikation hier garantiert geregelt. Notfalls einfach immer lächeln und auf „What's the craic?” mit „Aye, I’m grand, so I am” oder „dead on” antworten. Beides heißt auf gut Deutsch schlichtweg „Mir gehts gut”.
Ja- oder Nein-Fragen werden in Nordirland gerne ähnlich wie im Gälischen auch mit den Verben aus der Frage beantwortet. Sprich, auf „Do you have a car?” – „Hast du ein Auto?” wird mit „I have” – „habe ich” geantwortet. Zudem werden Adverbien zur Betonung wiederholt, um eine Handlung zu verstärken. Zum Beispiel: „It was a great trip, so it was”. Wer sich darauf einlässt und aufmerksam zuhört, ist schnell drin und wird seinen Spaß an dem singenden und fröhlichen Dialekt haben.
Neben dem Irish-English wird an der Nordost-Küste Irlands auch Ulster-Scots gesprochen. Die schottische Sprache kam im 17. Jahrhundert mit den ersten Siedlern aus den schottischen Lowlands nach Irland und hat sich an der irischen Küste zu ihrer eigenen Form weiterentwickelt. Statt „hill” (Hügel) heißt es hier „brae”, die „bridge” (Brücke) wurde zur „brig” und die „church” (Kirche) zur „kirk”. Doch auch das Ulster-Scots ist seit Jahrzehnten rückläufig und soll mit verschiedenen Projekten und Initiativen gefördert werden. Die Sprache wurde von Großbritannien unter den Schutz des Europäischen Übereinkommens für regionale oder Minderheitensprachen gestellt. Die Ulster-Scots Agency, unterstützt von den Regierungen in Belfast und Dublin, arbeitet an der Förderung der Sprache und Kultur.
Ähnlich verhält es sich mit dem schottischen Gälisch, für deren Erhalt sich die britische Regierung und der König höchst persönlich einsetzen. Während bei seiner Krönung zum ersten Mal in der Geschichte Großbritanniens auch die keltischen Sprachen zum Einsatz kamen, spricht Charles III. die Sprache nach eigener Aussage leider nicht fließend. Schottisches Englisch sollte für den Monarchen jedoch kein Problem sein. Schließlich handelt es sich hierbei weniger um eine Sprache als einen Dialekt.
Was ist Scottish English und wie entstand der Dialekt?
Während Gälisch die vorherrschende Sprache in den schottischen Highlands und Inseln war, übernahmen die schottischen Lowlands das schottische Englisch. Im Gegensatz zum Gälischen ist die schottische Sprache dem Englischen stilistisch viel ähnlicher und es wird seit vielen Jahren darüber diskutiert, ob es sich um eine eigenständige Sprache oder einen Dialekt handelt. Das schottische Englisch unterscheidet sich vom Queen’s English genau wie das Anglo-Irish nur durch seine Aussprache, Redewendungen und manche Begrifflichkeit. Besonders auffällig sind die rollenden „R“s, die in einigen Regionen zu hören sind, und die Veränderungen in Vokalen und Konsonanten.
Es gibt unterschiedliche Vokalverschiebungen im schottischen Dialekt im Vergleich zum Englischen. Zum Beispiel neigen einige schottische Dialekte dazu, den Laut „a" anders auszusprechen als im Standardenglisch. Wer in Edinburgh „It’s a braw” zu hören bekommt und sich wundert, was gemeint ist, wurde über das sonnige Wetter informiert. Während Sie, wenn das Wetter dunkel und nass ist, vermutlich „It’s a dreich” hören (es ist ein dunkler, nasser, unangenehmer Tag). Dies ist übrigens die häufigste Wetterlage in Schottland. Daher sollten Sie sich das gut merken. Für alles andere können Sie ein kleines Wörterbuch mitnehmen oder schlichtweg sagen: „Ah dinnae ken” (Ah, ich weiß es nicht).
In einem Video erklären Locals, wie sie selbst die Unterschiede zwischen Irisch, Englisch und Schottisch empfinden.
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