Sie war politisch interessiert, eine liebende Ehefrau, sie brachte den Weihnachtsbaum nach England und begeisterte sich für Botanik und Gartenkunst. Seit die Serie „Bridgerton“ und vor allem das Serien-Prequel „Queen Charlotte: Eine Bridgerton-Geschichte“ auf Netflix laufen, ist die aus Deutschland stammende Königin Charlotte nicht nur Geschichtsinteressierten ein Begriff. Sie saß ab 1761 bis zu ihrem Tod 1818 auf dem Thron, offiziell als „Queen Consort“ ihres Gatten George III. Da ihr Mann schwer erkrankte, musste sie zunehmend mehr Verantwortung übernehmen, auch wenn ihr Sohn – der spätere George IV. – offiziell der Prinzregent war.
Schloss Mirow ist Ditton Manor
Vor ihrer Heirat hieß sie Sophie Charlotte, Herzogin von Mecklenburg-Strelitz, geboren auf Schloss Mirow – das seit der Netflix-Serie übrigens Scharen von Besuchern anzieht. Dabei ist das in der Serie gezeigte Schlösschen gar nicht das Original, sondern Ditton Manor in Berkshire. Aber das sind ja nur Details … Auch stimmt es nicht, dass Charlotte dunkelhäutig war. Die „Farbenblindheit“ ist das besondere Konzept von "Bridgerton", das keinerlei Anspruch auf Realitätsnähe erhebt, sondern Menschen als das darstellt, was sie sind: Menschen.
Die Eheschließung wurde damals von Politikern und Charlottes Mutter und Bruder eingefädelt; da die 17-jährige Charlotte eine Prinzessin aus eher unbedeutendem Hause war, hielt man sie für eine Kandidatin, die anpassungsfähig und brav war und sich nicht in die Geschäfte des Königs einmischen würde. Allerdings erfüllte sich diese Hoffnung nicht, ihr Mann soll sich oft mit ihr beraten haben. Überhaupt war die Ehe gemessen daran, dass die beiden am Tag ihres ersten Kennenlernens heirateten, sehr glücklich (und mit 15 Prinzen und Prinzessinnen, von denen 13 das Erwachsenenalter erreichten, kinderreich). Aber dann schlug das Schicksal zu.
Verheiratet mit „Mad King George“
Woran George erkrankte, ist nicht eindeutig zu klären; heute geht man von einer Stoffwechselkrankheit aus. Jedenfalls litt er schon ab 1765 immer wieder an Schüben von Verwirrtheit, die ihm den noch heute gängigen Beinamen „Mad King George“ eintrugen. Anfangs wurde das Leiden, von dem er sich zunächst stets erholte, vor der Bevölkerung verheimlicht, aber auf Dauer war das nicht durchzuhalten. Ab 1811 blieb George verwirrt; es trat keine Besserung mehr ein.
Charlotte muss mit dieser Situation völlig überfordert gewesen sein. Sie erkannte ihren Mann nicht wieder, er soll – obwohl sonst eher sanften Gemüts – auch gewalttätig geworden sein. So zog sie sich während der Krankheitsepisoden zurück, wachte aber über sein Wohlergehen. War er genesen, lebten beide in Harmonie. Sie teilten die Liebe zur Musik und Kunst, Charlottes Interesse an Pflanzenkunde und Gartengestaltung sah der König mit Wohlwollen. Beide waren sich einig, dass sie soweit möglich ein beschauliches, fast bürgerliches Leben wollten, keinen Hof-Alltag mit steifer Etikette.
Christmas Tree und Kew Gardens als Vermächtnis
Die Königin – die ihr Leben lang mit deutschem Akzent gesprochen haben soll – wurde 74 Jahre alt; ihr kranker Mann überlebte sie um anderthalb Jahre. Ihr Vermächtnis sind Kew Gardens, die wunderschönen botanischen Gärten von London, in denen auch „Queen Charlotte's Cottage“ steht, ein kleines Landhaus. Und der „Christmas Tree“. Die Königin ließ 1800 erstmals einen mit Kerzen, glitzernden Ketten und Süßigkeiten geschmückten Baum aufstellen. Der Adel beeilte sich, die Idee zu kopieren, richtig populär wurde der Brauch aber erst zu Queen Victorias Zeiten.
Nicht zuletzt ist eine Pflanze nach Charlotte benannt: die Strelitzie, die Papageienblume. Sie kam damals aus Übersee nach Europa, heute ist sie auf den Kanaren und in anderen warmen Gegenden sehr verbreitet.
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