Kleiner Haken, große Wirkung
Schilder wie „Bettina´s Blumenladen“, „Leckere Snack´s“ oder „Alles für´s Baby“ lassen Liebhaber der deutschen Sprache erschaudern. Liebhabern der englischen Sprache geht es aber nicht viel besser. Auch in Großbritannien, dem vermeintlichen Stammland des Apostrophs, wird dieses kleine Satzzeichen zunehmend falsch verwendet: an der unpassenden Stelle, inflationär oft oder gar nicht, wenn es sein müsste. Aber die „Apostrophe Protection Society“ – die Gesellschaft zum Schutze des Apostrophs – leistet seit 2001 beharrlich Widerstand.
Aus St. Paul´s wird St. Pauls
Tatsächlich gibt es in Großbritannien immer mal wieder Initiativen, das Häkchen einfach komplett aus der Grammatik zu streichen mit dem Hinweis, der Gebrauch sei zu schwierig und überfordere Schulkinder. Auch tendieren Firmen oder Behörden dazu, den Apostroph zu ignorieren, ohne das an die große Glocke zu hängen. So heißt die Buchkette Waterstone´s inzwischen einfach Waterstones und das feine Warenhaus Harrods hat den Apostroph schon vor ewig langer Zeit abgehängt. Ebenso ist er von Straßenschildern beispielsweise in Birmingham verschwunden, St. Paul´s Square heißt dort inzwischen St. Pauls Square. In solchen und ähnlichen Fällen schreibt die Society den Verantwortlichen und macht sich fürs Beibehalten des Apostrophs stark, mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg. Eine Stadt in Devon beispielsweise hat die Idee, ihn abzuschaffen, rückgängig gemacht.
Alltägliche Apostroph-Katastrophen
Ist das Satzzeichen wirklich überflüssig? Ein Weglassen kann jedenfalls auf Kosten der Verständlichkeit gehen, denn ob es um „the cat´s whiskers“, „the cats´ whiskers“, „the cat´s hungry“ oder einfach nur „the cats“ geht, das sind schon Unterschiede. Genaugenommen ist der Apostroph eher ein Hilfsmittel als ein Hindernis, jedenfalls beim Lesen. Aber die Schreibregeln sind auch nicht utopisch schwierig; freundlicherweise gibt die Apostrophe Protection Society auf ihrer Website einen Überblick übers gültige Regelwerk. Sie hat außerdem eine anschauliche Fotogalerie von Apostroph-Katastrophen aus dem Alltag zu bieten; die Bilder wurden von Gleichgesinnten gemailt.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass der 2021 verstorbene Gründer der Society, ein Sprachexperte namens John Richards, mit dem Erfolg seiner Initiative letztlich unzufrieden war – er gab 2019 auf, was zu großer Medienaufmerksamkeit und allgemeinem Bedauern führte. Inzwischen hat sich ein Nachfolger gefunden, Bob McCalden kämpft weiter für den Erhalt des Apostrophs und freut sich über Mitstreiterinnen und Mitstreiter. Wir wünschen viel Erfolg bei dieser Mission!
P. S. Das englische Wort „apostrophe“ wird auf der zweiten Silbe betont – auf dem „pos“ – und endet mit einem I-Laut. Hier kann man es sich anhören.
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