aber diesmal nur zum Feiern
Als die Wikinger an Allerheiligen 866 in York einfielen, war das für die Einheimischen kein Vergnügen. Ganz im Gegenteil. Aber die Zeit heilt alle Wunden, und heutzutage feiert die schöne Stadt in Yorkshire regelmäßig ein großes Wikingerfestival – diesmal vom 11. bis 19. Februar. Immerhin war York ein Jahrhundert lang die Hauptstadt der Wikinger auf den Britischen Inseln; sie nannten sie Jorvik.
Vom Bartwettbewerb bis zur Met-Verkostung
Das Festprogramm ist bunt und vielfältig: Da gibt es den Bartwettbewerb, der auch falsche Bärte zulässt, sodass Kinder und Frauen mitmachen können. Oder Anleitungen zu Handwerkstechniken, die mit den Wikingern nach England kamen (eine spezielle Art zu stricken und zu weben zum Beispiel), Met-Verkostungen, einen frühmittelalterlichen Markt, ein Wikingerzeltlager, ein festliches Gelage, die üblichen von den Briten so heißgeliebten „re-enactments“, also nachgespielte historische Ereignisse, sowie Theater, Vorträge und Aktionen für Kinder. Auch der kostbare Wikingerschatz von Silverdale, gefunden in Lancashire, ist derzeit in York zu sehen.
Schnelle Boote, wenig Skrupel
Die Wikinger oder „Norsemen“ (Männer aus dem Norden) kamen zunächst als Plünderer mit ihren schnellen schmalen Booten, verziert mit Drachenköpfen, auf die Britischen Inseln. Furcht und Schrecken waren ihr Geleit. Allein die Erscheinung muss einschüchternd gewirkt haben: groß und bärtig mit blonder oder roter Haarpracht, schwer bewaffnet.
Ihr erster Angriff traf 793 die heilige Insel Lindisfarne vor der Küste von Northumberland; wir dürfen davon ausgehen, dass es nicht viele Überlebende unter den Mönchen gab. Viele weitere Attacken auf Hafenstädte vor allem entlang der Ostküste folgten, wobei Klöster und Kirchen ein beliebtes Ziel waren – dort ließen sich Schätze rauben, die teilweise später an die Eigentümer für teuer Geld zurückverkauft wurden.
Der Überfall des „Großen Heidnischen Heeres“
Anfangs reisten die Wikinger nach den Überfällen zurück ins heutige Skandinavien, aber schon bald kamen sie, um zu bleiben. Für den Marsch auf York hatte sich das „Große Heidnische Heer“, wie die Einheimischen es nannten, ganz bewusst Allerheilgen ausgesucht, wohl wissend, dass die meisten Leute in der Kirche sein würden. Rasch übernahmen sie in und um York die Herrschaft, brachten ihre Kultur und Lebensweise mit und bauten Siedlungen, für die sie teilweise die von den letzten Eroberern – den Römern – zurückgelassenen Materialien nutzten. Friedlich war die Ära nicht, immer wieder wurden Aufstände blutig niedergeschlagen. Der Einfall der nächsten Invasoren, der Normannen, beendete die Wikingerzeit.
Jorvik, ein Museum über die Wikingerzeit
Lust auf eine Spurensuche? Zum „Jorvik Viking Festival“ wird es vielleicht etwas knapp, aber York hat ein Wikingermuseum: das Jorvik Viking Centre. Es wurde genau dort errichtet, wo man die Überreste von Wikingerhäusern gefunden hatte, und bietet eine spannende Zeitreise – zeitgenössische Kleidung, Geräuschkulisse und Gerüche (!) inklusive.
Hier https://jorvikvikingfestival.co.uk/ geht´s zum Festivalprogramm und hier www.jorvikvikingcentre.co.uk zum Jorvik Viking Centre.
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