Die Britischen Inseln haben in diesem Sommer sehr heiße Tage erlebt, und wer weiß, was noch kommt. Welche Wohltat, im Freibad ins Wasser zu hüpfen! Wenn dieses Freibad dazu noch ein klassisch britischer „lido“ ist, dann ist das auch rein optisch ein Genuss.
Wir müssen kein Italienisch-Sprachdiplom haben, um zu wissen, dass „lido“ Strand heißt. Aber mit Fremdsprachen nahmen es die Britinnen und Briten früher nicht so genau, und deshalb verwendeten sie den Begriff einfach für Schwimmbecken am Strand, wie es sie früher in fast allen Seebädern gab – mit einem Schwerpunkt im Süden Englands. Schnell erweiterte sich die Bedeutung: Schon in den 1930ern galt eigentlich jedes Freibad als „lido“, auch wenn es mitten in London oder Birmingham lag.
Die Ära vor dem Zweiten Weltkrieg war eine Hoch-Zeit fürs Freiluftschwimmen, überall wurden Bäder angelegt. Leider sind viele inzwischen geschlossen, auch, weil ab den 1960ern die Reisewelle in südlichere Gefilde anbrach. Aber die erhaltenen oder wiedereröffneten zeichnen sich häufig durch besondere Schönheit aus mit ihren kunstvollen Beckeneinfassungen, blendend weißen oder rot verklinkerten Funktionsgebäuden und Umkleidekabinen im Art-déco-Stil oder im farbenfrohen Look der 1950er.
Die Meerwasserbecken an der Küste sind einfach die besten! Hier eine subjektive Hitliste:
- Jubilee Pool in Penzance in Cornwall ist ein in die Klippen gemauertes dreieckiges Becken. Es wurde 1935 zum Silberjubiläum des Königs George V. eröffnet, daher der Name. Tolle Atmosphäre und ein nettes Café.
https://jubileepool.co.uk - Saltdean Lido in Brighton steht komplett unter Denkmalschutz und hat ein halbmondförmiges Becken; die Gebäude erinnern an einen Ozeandampfer. Das Gelände sollte 2010 mit Appartements bebaut werden, die Bevölkerung ging auf die Barrikaden.
https://saltdeanlido.org - Die Lymington Seawater Baths in Hampshire wurden 1833 erbaut und sind wohl das älteste Freibad Großbritanniens. Das Becken hat einen Kiesboden, weshalb es nicht typisch poolblau aussieht. Ein großer Teil ist heute mit einem Hindernislauf aus aufblasbaren Objekten zugebaut. Man kann aber trotzdem noch schwimmen.
www.lymingtonseawaterbaths.org.uk - Tinside Lido in Plymouth, Cornwall, ist Art déco pur in Traumlage. Das Becken ist geformt wie ein Champignon!
www.visitplymouth.co.uk - Das Westward Ho Rock Seawater Pool in Devon wurde zur viktorianischen Zeit erbaut, liegt mitten auf den Klippen, ist klein und schnörkellos und ein echtes Original.
www.visitwestwardho.co.uk/Westward-Ho!-Rock-Sea-Pool - Bude Sea Pool in Cornwall ist ebenfalls ein „tidal pool“, das bei jeder Flut frisch aufgefüllt wird.
www.visitbude.info/beach-lovers/bude-sea-pool/
Hier noch ein paar Lieblingslidos, die nicht am Meer liegen:
- Bristol Lido aus viktorianischer Zeit: www.lidobristol.com
- Serpentine Lido im Londoner Hyde Park: www.royalparks.org.uk/parks/hyde-park/things-to-see-and-do/sports-and-leisure/serpentine-lido
- Ilkley Lido in Yorkshire: https://bradford.gov.uk/sport-and-activities/sports-centres-and-pools/ilkley-pool-and-lido/
P. S. Wie spricht man den englischen „lido“ aus? Die meisten Britinnen und Briten sagen „leido“, korrekt ist laut Sprachlexikon aber „lido“ wie im Italienischen.
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