Flaches Land, Tulpenfelder, Windmühlen und Backsteinarchitektur: Das muss Holland sein. Genau – Holland im englischen Lincolnshire. Denn dort gibt es eine Gegend, die nicht nur denselben Namen trägt wie die niederländische Schwester, sondern auch ähnlich aussieht. Sie liegt im Süden des Countys nahe der Ostküste Englands in der Region um den „Wash“, der großen Meeresbucht mit mehreren Flussmündungen, die zum charakteristischen Erscheinungsbild der britischen Hauptinsel beiträgt.
Der Boden dieser Region ist sumpfig, von Entwässerungsgräben und Grachten durchzogen und wurde dem Meer in früheren Jahrhunderten teilweise in harter Arbeit abgerungen. Aber: Die Bedingungen waren ideal für die Zucht von Blumenzwiebeln. Schon im 19. Jahrhundert begannen Farmer mit dem professionellen Anbau. Bis weit in die 1970er-Jahre prägten riesige Felder von Narzissen und Tulpen das Bild, im Frühjahr kamen deshalb Touristen. Noch heute spielt der Anbau von Tulpen hier eine Rolle, auch wenn die Zahl der Blumenfarmer über die Jahrzehnte zurückgegangen ist. Die Konkurrenz aus dem echten Holland, aber auch aus anderen Ländern war billiger, und viele Betriebe stellten auf Gemüseanbau um. Seit einigen Jahren erlebt die britische Blumenzucht aber ein Revival und kann mit regionalem Anbau und kurzen Transportwegen punkten. Einer der bekanntesten Blumenfarmer der Region ist die Firma Smith & Munson in Spalding, die in fünfter Generation arbeitet und pro Jahr fünf Millionen Tulpen, aber auch Hyazinthen und andere Blumen verkauft.
Das bezaubernde Marktstädtchen Spalding war und ist bis heute ein Zentrum des Blumenanbaus. Mit seinen Backsteinbauten aus dem 18. Jahrhundert, dem Flüsschen Welland und einem mittelalterlichen Herrenhaus namens Ayscoughfee Hall ist Spalding einen Besuch wert, auch wenn es in einer touristisch eher weniger bekannten Gegend liegt. Bis 2013 gab es hier jedes Jahr im Mai eine „Flower Parade“, einen Umzug mit Wagen, die mit Millionen Tulpenköpfen bestückt waren – ein spektakulärer Anblick. Leider wurde die Parade dann abgeschafft, weil sich nicht mehr genug Sponsoren fanden. Aber vielleicht bekommt auch sie irgendwann eine Neuauflage!
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!