Letztes Jahr mussten sie ausfallen, dieses Jahr gab es – bis jetzt jedenfalls – grünes Licht: Die berühmten „Christmas pantos“, Weihnachtsmärchen im unverwechselbar britischen Stil, dürfen wieder aufgeführt werden. Allerdings riet der Gesundheitsminister, die Kinder nicht mitzubringen, was einigen Wirbel verursachte.
Die „Christmas panto“ ist ein Kulturgut, das seinesgleichen sucht, und wird unter normalen Umständen in jeder Stadt des Königreiches aufgeführt, sei es in der Schulaula, der Stadthalle oder – wie in London und anderen Großstädten – in Profitheatern. Ihr Konzept ist eine Mischung aus Märchen (gängige Motive sind Schneewittchen, Aschenputtel und Co.), mittelalterlichem Mummenschanz und der Comedia dell' Arte.
Wer meint, die Briten seien zurückhaltend, hat noch nie eine „panto“ besucht, denn da wird gekreischt, gelacht, laut rufend vor dem Bösewicht auf der Bühne gewarnt, gesungen und mit den Füßen getrampelt. Insofern ist der Begriff wirklich irreführend, denn stumm wie in der Pantomime ist hier niemand. Grelle Schminke, Frauen in Männer- und Männer in Frauenrollen sowie nicht ganz lupenreine Gags gehören dazu, die Kinder sollen das aber nach Möglichkeit nicht mitkriegen und freuen sich an der schönen Prinzessin, dem noblen Prinzen und dem lustigen Pferd, das über die Bühne hopst.
Apropos Prinzessin: Die heutige Queen und ihre (2002 verstorbene) Schwester Margaret haben beide mehrfach in Pantos auf der Bühne gestanden, und zwar zwischen 1941 und 1944. Damals waren sie noch Teenager. Da London bombardiert wurde, waren die Prinzessinnen nach Windsor ausquartiert, während ihre Eltern im Buckingham Palace blieben. Einige der Kostüme, an denen die Mädchen mitgenäht hatten, sowie die Bühnendeko und Fotos sind derzeit in Windsor Castle ausgestellt.
https://www.rct.uk/collection/themes/exhibitions/the-princesses-pantomimes/windsor-castle-state-apartments
Elizabeth und Margaret spielten in „Cinderella“, „Sleeping Beauty“ (Dornröschen), „Aladin“ und zum Schluss in „Old Mother Red Riding Boots“, einem Fantasiestück, das gleich drei fiktive Figuren vereint – Old Mother Goose, Little Red Riding Hood (Rotkäppchen) und Puss in Boots, den gestiefelten Kater. Die künftige Queen übernahm dabei öfter die männliche Rolle. Im Publikum saßen die Kinder der Royal School, einer von Queen Victoria gegründeten Grundschule für die Familien ihrer Bediensteten mitten im Royal Park of Windsor, die es noch heute gibt. Auch Freundinnen und Freunde der Prinzessin durften dabei sein.
Bei der letzten Vorstellung, Elizabeth war damals 17, saß ein ganz besonderer Gast im Publikum: ein junger Marineoffizier namens Philip. Den Rest der Geschichte kennen wir.
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