Glühwein, auf Englisch „mulled wine“, gehört auch in Großbritannien zur Vorweihnachtszeit. Das traditionelle Getränk war aber Punsch – in viktorianischer Zeit hatte jeder bürgerliche Haushalt, der auf sich hielt, eine „punch bowl“, eine riesige dekorierte Schüssel mit dazu passenden kleinen Gläsern. Klein war in diesem Fall klug, denn der Punsch (dessen Zutaten natürlich variieren konnten) hatte es richtig in sich. Hauptzutat war Hochprozentiges, in der Regel Gin, manchmal aber auch Brandy oder Rum. Hinzu kamen reichlich Zucker und Gewürze, eventuell Wein, Zitrusfrüchte wie Zitronen oder Orangen oder beides. Die Mixtur wurde mitunter flambiert, mitunter auch nicht, und ganz am Schluss mit heißem Wasser aufgegossen – ohne diese letzte Zutat wäre man nach dem zweiten Glas umgefallen. In der Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens wird ein Punsch namens „Smoking Bishop“ erwähnt, rauchender Bischof.
Wir haben uns nach einem Rezept umgesehen und sind bei Mrs. Crocombe fündig geworden. Sie war einst Köchin im Herrenhaus Audley End in Essex und hat der Nachwelt ein Kochbuch hinterlassen, das heute (wie Audley End House auch) im Besitz von English Heritage ist. Die Organisation lässt diese historische Gestalt in einer ganzen Serie von Videos wieder auferstehen; Schauspielerin Kathy Hipperson zeigt uns, wie Avis Crocombe dereinst für Herrschaft und Diener kochte. Das Personal durfte, so erfahren wir, erst nach dem Zweiten Feiertag eine eigene Party feiern und anstoßen.
Der Punsch, den sie dafür zubereitet, besteht aus
- sieben Zitronen,
- 250 Gramm braunem Zucker,
- je einer Flasche Gin und Ginger Wine,
- 250 Gramm Honig,
- ein paar Nelken sowie
- je einem Teelöffel Zimt und Muskat und
- kochendem Wasser nach Geschmack.
Hier geht´s zur Anleitung, die bei YouTube leider nur auf Englisch verfügbar ist, aber wir bekommen ja genau gezeigt, wie´s geht. Außerdem hat diese Version Untertitel: https://youtu.be/Ms-LB_I4MW8
Da große Partys derzeit flachfallen, müssen wir die Menge herunterrechnen oder einfach Pi mal Daumen kalkulieren und abschmecken. Lieber mit weniger Zucker anfangen und nachbessern!
Übrigens machen Mrs. Crocombes Videos einigermaßen süchtig; wenn man einmal damit anfängt, muss man sie alle gucken … selbst dann, wenn man gar nicht vorhat, die teilweise sehr aufwendigen Gerichte nachzukochen. Sie sind also gewarnt!
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