Es gibt gefährlichere Tiere als Kaninchen, trotzdem sind sie auf der Isle of Portland im Süden Englands gefürchtet – so sehr, dass man dort das Wort „rabbit“ nicht sagen darf. Jedenfalls behauptete das vor einiger Zeit, als wir mal dort waren, die Fremdenführerin, und tatsächlich findet sich dieser Hinweis auch auf Wikipedia und anderswo.
Kaninchen sind niedlich und im Allgemeinen eher ein Symbol und auch ein Sprachbild für Ängstlichkeit, etwa, wenn sie schockstarr vor der Schlange oder im Scheinwerferlicht sitzen. Aber: Sie rennen, da sie ein besonderes Gespür haben, rechtzeitig aus dem Bau, wenn ein Steinschlag droht. Da die Halbinsel Portland bekannt ist für „Portland Stone“ und mehrere Steinbrüche hatte und hat, war Steinschlag immer eine Gefahr – und die Kaninchen kündigten sie an.
Unfair, die Tiere dafür verantwortlich zu machen, aber so ist das eben mit dem Überbringen schlechter Nachrichten. Dass die Kerlchen auch eine direkte Mitschuld an Unglücken haben sollen, weil ihre Tunnel die Felsschichten lockern, das können wir kaum glauben. Kaninchen graben viel und gern, aber sie haben doch keine Baggerschaufeln an den Pfoten!
Wenn also ein Kaninchen über den Weg hoppelt, dann schaut der wackere Portlander aus alter Tradition auch heute noch schnell in die andere Richtung. Früher sollen die Arbeiter sogar den Steinbruch verlassen haben, sobald sie eines solchen Tierchens ansichtig wurden, und selbst in der Freizeit im Pub darf niemals das Wort „rabbit“ fallen.
Wenn es denn unbedingt sein muss, wofür wir uns eigentlich keinen Grund vorstellen können, dann möge man es umschreiben oder „bunny“ sagen. Das klingt nun wirklich harmlos genug. Auch als Schriftzug ist „rabbit“ unbeliebt. So musste vor Jahren das Kinoplakat für „Wallace & Gromit: Auf der Jagd nach dem Riesenkaninchen“ – auf Englisch „Wallace & Gromit: The Curse of the Were-Rabbit“ – mit einem Alternativtitel überklebt werden.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!