Trotz aller Konkurrenz sind Fish and Chips immer noch ein „family favourite“ in Großbritannien – ein Lieblingsessen für die ganze Familie. Die Kombi ist aber auch einfach unschlagbar: Ein Fischfilet von meist beeindruckender Größe, paniert und knusprig ausgebacken, dazu richtig dicke Pommes, zweimal frittiert. Beilage: „mushy peas“, ein Erbsenpüree. Und dann muss noch Salz und reichlich Malzessig drüber. Diese letzte Zutat kommt nicht bei allen Kontinental-Europäern so richtig gut an. Aber Ketchup und Remoulade stehen heute auch in britischen Imbissbuden auf den Tischen für jene, denen die Essigdusche zu sauer ist.
Freitags aß man früher traditionell Fisch, und so trifft es sich gut, dass der „National Fish and Chip Day“ stets an einem Freitag ist – dieses Jahr am 5. Juni (dass im Titel nur ein Chip erwähnt ist, soll uns nicht irritieren. Man kriegt garantiert bei jeder Bestellung mehrere!). Veranstalter ist nicht etwa die Fischindustrie, sondern: der Verband der Ölhersteller. Das Fett spielt schließlich eine Hauptrolle bei der Zubereitung und ist entscheidend für den Geschmack, sowohl was die Qualität als auch das Alter angeht. „Chippys“, also die Imbissläden, aber auch Fischhändler und Co. machen mit Aktionen und Angeboten mit. Die Ölhersteller wählen übrigens auch stets den Chippy des Jahres. Stolzer Titelträger 2020 ist „The Cod’s Scallops“ in Nottingham.
Den Bratfisch brachten ursprünglich jüdische portugiesische und spanische Einwanderer nach England, während die Pommes aus Belgien (oder Frankreich – ein nicht beigelegter Streit!) über den Kanal kamen. Die Kombination aus beiden Speisen wurde Mitte des 19. Jahrhunderts populär. Ob der erste Chippy nun in Lancashire oder in London aufmachte, ist nicht abschließend geklärt.
Fish and Chips kann man zu Hause fertigen, klar, aber das Original ist eigentlich ein Takeaway – jahrzehntelang war es für Arbeiterfamilien Tradition, das Ende der Arbeitswoche mit diesem kleinen Luxus zu feiern. In den letzten Jahren sind die Verkaufszahlen gesunken, was sicher mit dem Trend zu vegetarischer Ernährung und Sorgen um Überfischung zusammenhängt. Trotzdem hat das Gericht seinen Platz auf der Liste der Lieblingsessen behalten.
Ob es auch gesund ist, darüber kann man streiten. Drei Tage nach dem Fish-and-Chip-Tag beginnt in Großbritannien die „Healthy Eating Week“, die Woche der gesunden Ernährung, die eher zu Obst und Gemüse rät. Aber eigentlich ist Fisch ein gesundes Nahrungsmittel, genau wie die Kartoffel. Wenn wir alles richtig gut abtropfen lassen und vielleicht nicht die XXL-Portion essen und nicht jeden Tag … dann kann ja nichts passieren. Ob das Erbsenpüree Vitamine beisteuert, ist fraglich. Also hinterher für alle Fälle einen Apfel essen!
Leserbriefe (1)
Gabriel Lauchard
am 13.06.2019