Nein, die Briten haben die Kartoffelchips nicht erfunden; vermutlich stammt die Idee, hauchdünne Kartoffelscheiben zu frittieren, aus Frankreich oder Belgien. Aber immerhin: Sie haben ihnen einen unverwechselbaren Namen verpasst, nämlich den Zungenbrecher „crisps“ (während „chips“ bekanntlich Pommes bezeichnen). Und sie haben viel und fantasievoll mit den Geschmacksrichtungen experimentiert, wobei die hierzulande verbreitete Sorte „Paprika“ eigentlich nicht vorkommt. Dafür aber: Salz mit Essig, Käse und Zwiebel, Marmite, Ketchup, Krabben-Cocktail, Speck, Hähnchen und, und, und. Zum heutigen „Eat-what-you-want“-Day, dem Tag, an dem wir die gesunde Ernährung ruhig mal sausen lassen sollen, schauen wir uns dieses Produkt näher an.
Die erste Firma, die „flavoured crisps“ herausbrachte, also Chips, die nach mehr als Salz schmeckten, war Tayto aus Nordirland. Oder vielleicht war es auch die schon in der Nachkriegszeit gegründete schottische Firma „Golden Wonder“. Beide existieren noch heute und sind sich weiterhin uneins über diese Frage. Die große Karriere der Kartoffelchips begann jedenfalls in den Sixties, einer Ära, in der es schick wurde, Gäste mit kleinen Snacks zu erfreuen. Dafür gab es spezielle Schälchen, gern aus Rauchglas, die sich gut machten neben dem allgegenwärtigen Aschenbecher.
Laut dem aktuellen Lebensmittel-Report der Supermarktkette Waitrose, der jedes Jahr herauskommt, isst heute jeder Brite im Durchschnitt 178 Tüten „crisps“ – wie gesagt, im Durchschnitt. Es gibt auch Leute, die sehr viel mehr davon konsumieren und andere, die das Zeug nicht anrühren. Trotzdem ist das eine große Zahl, und wir hoffen im Sinne der Gesundheit, die kleinen Tüten sind gemeint. Auf der Favoritenliste steht die Variante „Cheese & Onion“, Käse und Zwiebel, ganz oben, gefolgt von „Salt & Vinegar“. Diese sehr britische Geschmacksrichtung hat auch bei uns viele Fans; sie lehnt sich an den Brauch, Fish'n'Chips mit Malzessig zu beträufeln, an und bedeutet immer einen kleinen Angriff auf die Mundschleimhaut. Ist aber lecker! Auf dem dritten Platz steht „ready salted“, also einfach gesalzen. Die eifrigsten „crisps“-Konsumenten sind, pro Kopf gerechnet, die Waliser.
Waitrose hat auch nach der Etikette des „crisps“-Konsums gefragt. Fazit: 31 Prozent der Befragten stören sich am Geknusper anderer in der Öffentlichkeit, 50 Prozent essen aber selbst gern Chips in Bus und Bahn und 33 Prozent im Kino oder Theater. Wahrscheinlich aber nur ganz, ganz leise.
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