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Die feine englische Art

Rabenschwarzer Nachwuchs im Tower

Rabenschwarzer Nachwuchs im Tower

Wenn die Raben den Tower of London verlassen, dann geht es mit dem Königreich zu Ende. Diese Legende stimmt zwar aller Wahrscheinlichkeit nach nicht, aber sicher ist sicher: Schon seit Jahrhunderten leben Kolkraben dort, und heute wacht „Raven Master“ Chris Skaife über ihr Wohlbefinden. Für ihn ist es ein Traumberuf. Normalerweise sind es mindestens sechs, meist sieben Vögel – derzeit aber mehr, denn die Turtelraben Hugginn und Muninn haben Nachwuchs bekommen. Vier Kleine schlüpften im Frühjahr und sind inzwischen Teenager. Einer von ihnen, George, wird im Tower bleiben und das Team langfristig verstärken (George deshalb, weil die Babys am St. George's Day, also am 23. April, zu schlüpfen begannen). Er hat gerade seine ersten Erkundungsflüge unternommen.

Die großen Vögel sind nachts in einer Voliere, dürfen aber tagsüber frei umherflattern. Anders als früher werden ihre Flugfedern nicht mehr beschnitten; der Rabenmeister setzt eher auf Bestechung mit Leckerbissen, um sie zu halten. Sie sind in der riesigen Burg mitten in der Hauptstadt eine Touristenattraktion. Aus mehreren Gründen: Erstens findet man Raben in freier Natur nicht allzu oft, Krähen sind viel häufiger. Zweitens sind Raben schlau, sehr lernfähig und auch ein bisschen frech (deshalb darf man sie nicht füttern, denn manchmal beißen sie). Drittens können sie die menschliche Sprache und alle möglichen anderen Töne imitieren, wenn sie Lust dazu haben. Viertens haben sie in unseren Augen immer etwas Düsteres an sich, was am pechschwarzen Federkleid und der imposanten Größe liegt – und das passt natürlich perfekt zum Tower, in dem neben der Königin Anne Boleyn noch unzählige andere hingerichtet wurden oder im Kerker schmachteten. In 1000 Jahren Geschichte kamen da einige tragische Schicksale zusammen.

Der Rabenmeister Chris wird aufgrund des freudigen Ereignisses noch bis November jeden Tag spezielle „Raven Talks“ im Tower halten, also kurze Vorträge über seine Schützlinge. Dabei geht es um die Kleinen – die man noch gut an ihren rosa Schnäbeln erkennen kann, obwohl sie schon ziemlich groß sind –, aber auch um die erwachsenen Raben. Jeder und jede von ihnen hat einen eigenen Charakter. Für alle, die immer auf dem Laufenden bleiben wollen: Ravenmaster Chris Skaife und seine Süßen sind auf Facebook und Instagram präsent.

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