Die Hanseaten verstehen sich bekanntlich als halbe Briten, und so wundert es nicht, dass Hamburg einen besonders schönen Tearoom zu bieten hat: „Eaton Place“ im Stadtteil Ottensen, geleitet von zwei charmanten Gentlemen. Die Deko ist elegant mit einem kleinen ironischen Hang zum Kitsch, die Scones sind superlecker, die Außenfassade hat eine klassische und wunderbar blaue Umrandung wie auf der englischen High Street. Und der Name? Der stammt aus einer alten Fernsehserie, die in Deutschland „Das Haus am Eaton Place“ hieß und im Original „Upstairs, Downstairs“, treppauf, treppab. Das bezog sich auf die soziale Staffelung, denn oben residierte die Herrschaft, im Tiefgeschoss das Personal. „Downton Abbey“ lehnt sich an diese Sendung der 1970er an und spielt ungefähr zur selben Ära zu Beginn des 20. Jahrhunderts, nur etwas später. Der Untergang der Titanic kam aber in beiden Serien vor – beim „Haus am Eaton Place“ in der Mitte und bei „Downton Abbey“ am Anfang.
Zurück zum Hamburger Tearoom. Er ist nicht ganz billig, das Angebot wirkt aber tatsächlich „very British“ mit Victoria Sponge und Battenberg Cake (kariert und in Marzipan gekleidet – eine Delikatesse!). Cream Tea, also Scones mit Clotted Cream und Marmelade, dazu Tee, gibt es täglich, Sandwiches und Kuchen ebenfalls. Einen kompletten Afternoon Tea muss man vorbestellen. Einmal im Monat wird „High Tea“ angeboten. Dieser Begriff wird ja meistens falsch verwendet als eine Art Synonym zum Afternoon Tea, hier aber korrekt: Es handelt sich nämlich um ein Abendessen mit Tee, in diesem Fall mit Musikbegleitung oder einer Lesung kombiniert. Frühstück steht ebenfalls auf der Karte, ein „Full English“ sucht man allerdings vergebens. Aber das „Ploughman's Breakfast“ mit Cheddar-Scones klingt ja auch nicht schlecht, und wer Porridge liebt, wird nicht enttäuscht.
Zu trinken gibt es außer diversen Teesorten, die nach Charakteren der Eaton-Place-Serie benannt sind, auch Kaffee und Schokolade, Softdrinks, schottisches Craftbeer, Whisky und eine gute Auswahl an Gin. Und natürlich: Pimm's. Britischer geht's nicht.
Also, ein Stück Großbritannien in einer deutschen Großstadt und unbedingt einen Besuch wert. Nach langen Besichtigungstouren von Elbphilharmonie und Speicherstadt über Hafenrundfahrt, Planten un Blomen bis zum Altonaer Balkon ist es eine Wohltat, mal ein Stündchen bei einer „lovely cup of tea“ zu verträumen.
Leserbriefe (2)
Gabriel Lauchard
am 23.07.2019Sabine
am 24.07.2019