Jetzt mal ganz ehrlich!
Brauchen wir einen Tag der Ehrlichkeit? Der ist nämlich heute, am 30. April. Das Datum schließt einen Monat ab, der mit einem Tag der (meist harmlosen) Lügengeschichten beginnt, dem 1. April. Somit setzt er einen Kontrapunkt und soll uns alle mahnen, bei der Wahrheit zu bleiben.
Im Englischen heißt die Ehrlichkeit „honesty“, ohne das H gesprochen. Sie ist ein hehres Ziel, aber nicht immer und überall erreichbar. Die Briten zum Beispiel sind mit Sicherheit ein insgesamt ehrliches Volk, behaupten wir jetzt einfach mal, aber eben auch eins, dem die Höflichkeit um jeden Preis im Blute liegt. Somit haben dort die „white lies“, die kleinen Notlügen, schon einen hohen Stellenwert. Oft sind sie ja auch angebracht (wer würde schon ehrlich sagen, dass man keine Lust auf die langweilige Party hat? Da erfindet man doch lieber einen anderen Termin.) Jedoch fällt es den Briten auch recht schwer, sich beispielsweise im Restaurant über ein misslungenes Gericht zu beschweren. Meist sagen sie auf Nachfrage der Kellnerin „it was very nice, thank you“ und berauben das Lokal damit der Chance, nachzubessern oder wenigstens einen Kaffee „aufs Haus“ an den Tisch zu schicken. Aber es geht einfach nicht, weil: „not very polite“. Die Deutschen sind da oft etwas ehrlicher, genießen im Vereinigten Königreich aber auch den Ruf, „rather blunt“ zu sein, übertrieben direkt bis ungehobelt.
Sehr oft begegnet uns in britischen Hotels und B&Bs übrigens die „honesty bar“, an der man sich selbst Getränke holt und auf einer Liste notiert, was man getrunken hat. Oder das Geld in ein Schweinchen wirft. Das ist eine schöne Einrichtung, bei uns eher aus Seminarhäusern bekannt, und man darf davon ausgehen, dass die meisten Leute zahlen. Vertrauen schafft Ehrlichkeit. Honestly!
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