Anglizismen – das sind doch diese englischen Wörter oder Redewendungen, die sich in unsere Sprache schleichen und darin festsetzen. Und sie, glauben wir eher konservativen Sprachfreunden, ruinieren. Es gibt aber auch eine positive Sichtweise auf diese Einwanderer der etwas anderen Art: Eine Jury von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die den „Anglizismus des Jahres“ kürt, nimmt denselben als Bereicherung wahr und will sein Image (ha!) verbessern. Vor ein paar Tagen ist rückblickend der Jahres-Anglizismus 2018 gewählt worden, und der ist eine deutsch-englische Koproduktion: Gendersternchen.
Damit ist das Symbol gemeint, das eine „geschlechtergerechte Sprache“ ermöglichen soll, indem man beispielsweise nicht mehr von Teilnehmern spricht oder vielmehr schreibt, auch nicht von Teilnehmerinnen und Teilnehmern oder von TeilnehmerInnen, sondern eben von Teilnehmer*innen. Dieses Verfahren ist genauso umstritten wie der Anglizismus an sich, aber darum soll es hier nicht gehen.
Außerdem wurde noch der „Publikumsliebling“ unter den Anglizismen gewählt: Framing, wörtlich: in einen Rahmen setzen. Darunter versteht man unterschiedliche Darstellungsweisen ein und desselben Sachverhalts – je nachdem, was man erreichen will. Steuern zum Beispiel werden als „Steuerlast“ bezeichnet, wenn man eine Senkung anstrebt, oder als „Steuermittel“ für Investitionen, will man sie erhöhen.
Leichter zu verstehen ist der dritte preisgekrönte Anglizismus: „nice“. Kennt jeder, hört jeder ständig, ist aus der Jugend- in die Alltagssprache gewandert und kommt sogar in einem Lied von Namika vor: „Alles, was du so erzählst, hört sich irgendwie nice an.“ In dem Lied geht es um die französische Sprache, aber Namika wählt einen Anglizismus und nicht etwa einen Franzismus (?).
PS. Manche Anglizismen nerven aber doch, oder? Zum Beispiel dieser: „am Ende des Tages“ statt letztendlich oder „einmal mehr“ statt nochmal oder erneut – eine Fehlübersetzung von „once more“. Alles Geschmackssache!
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