Eine Steuer auf Fenster? Tolle Idee, fanden ihre Urheber, die sie 1696 im Namen der Krone in England einführten. Anders als die Herdsteuer, für die der Eintreiber in die Häuser gehen musste, um die Feuerstätten zu registrieren, konnte er die Fenster gut von außen zählen.
Bis Mitte des 19. Jahrhunderts blieb die „window tax“ bestehen – mit ungeahnten und auch gar nicht beabsichtigten Folgen. Der Fiskus hatte sich nämlich durchaus etwas dabei gedacht: Reiche Leute besaßen größere Häuser mit mehr Fenstern und würden, so der Plan, mehr Steuern zahlen als arme mit kleinen Cottages. Und konnten sich das ja auch leisten. Allerdings hatte man nicht mit der Industriellen Revolution gerechnet, die im 18. Jahrhundert begann und die Menschen aus ihren kleinen fensterarmen Cottages auf dem Lande in die Städte und in Mietskasernen trieb. Um die Steuer zu sparen, wurden bei Neubauprojekten plötzlich kaum noch Fenster eingeplant. Und bei bestehenden Gebäuden ließ man einen Großteil zumauern. So kam es, dass viele Menschen nicht nur in bedrängten Quartieren, sondern auch fast ohne Licht und Luft wohnen mussten. Die Folgen für die Gesundheit kann man sich vorstellen in einer Zeit, als Freizeit im Freien für Fabrikarbeiter nicht vorgesehen war und die Ernährung auch eher einseitig. Aber vor allem Kinder litten unter dem Lichtmangel und erkrankten an Rachitis. Für die Seele ist zuwenig Licht ebenfalls schädlich.
Obwohl das Problem relativ rasch erkannt wurde, brauchte die Politik doch noch bis 1851, bis sie diese Steuer wieder abschaffte. Einnahmequellen, einmal geschaffen, gibt man halt nicht gern wieder her. Letztlich brachte eine politische Kampagne, die für erhebliches Aufsehen sorgte, die Wende. Und es ward heller in Großbritanniens Häusern.
Leserbriefe (2)
Tina Krautheim
am 24.07.2018Team Social Media THE BRITISH SHOP
am 25.07.2018