Karfreitag, der Tag des Prozesses und der Geißelung, des Kreuzweges und der Kreuzigung Christi, ist ein ernster Feiertag und für Christen eher ein Anlass zum Traurig- als zum Fröhlichsein. Trotzdem heißt er auf Englisch „Good Friday“. Wieso? Der Grund ist wahrscheinlich eine Bedeutungsänderung des Wortes „good“. Laut Oxford Dictionary meinte es früher nicht nur „gut“, sondern auch „heilig“. Die Interpretation, es sei eine verschliffene Form von „God“, Gott, gilt inzwischen als widerlegt.
Im Vereinigten Königreich ist Karfreitag ein offizieller Feiertag. Der Tag davor, bei uns Gründonnerstag, heißt „Maundy Thursday“, ein Name, der vom lateinischen Wort „mandare“ für „geben“ herrührt. Das ist der Tag des letzten Abendmahls. An diesem Datum überreicht die Queen jedes Jahr das sogenannten Maundy Money, symbolische Almosen, an verdienstvolle Untertanen. Das ist eine uralte Tradition, die noch aufs frühe Mittelalter zurückgeht. Sowohl die Zahl der Empfängerinnen und Empfänger als auch die Summe richtet sich nach dem Alter des Monarchen oder derzeit eben der Monarchin, dieses Jahr bekommen 91 Frauen und 91 Männer je 91 Pence. Die Münzen dafür werden eigens geprägt, und deshalb übersteigt ihr ideeller Wert den Geldwert bei weitem. Der besondere Gottesdienst findet jedes Jahr in einer anderen Kirche statt, diesmal „close to home“ in der Kapelle von Schloss Windsor. Dafür wird die Queen, die über die Jahre alle Kathedralen des Landes für diese Zeremonie bereist hat, sicher dankbar sein.
Übrigens kommt unser „Gründonnerstag“ nicht von der Farbe Grün, auch wenn wir an Frühling denken, sondern von „greinen“, was soviel wie klagen oder weinen bedeutet. Und das „Kar“ in der Karwoche steht für „Trauer“.
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