Die Nacht der Nächte
Die BBC Proms und vor allem die „Last Night of the Proms“ sind ein Ereignis, das viele von uns auf ihrer „Einmal im Leben“-Liste stehen haben. Die Abschlussnacht in der Royal Albert Hall, immer an einem Samstagabend im September, wird nicht nur wegen der Musik so geliebt, sondern vor allem auch für die ganz besondere und ausgelassene Atmosphäre. So erlebt man die Briten nicht jeden Tag! Karten insbesondere für die letzte Nacht sind schwer zu kriegen und werden überwiegend (kostenpflichtig) verlost unter jenen Klassikfreunden, die zuvor mindestens fünf andere Konzerte der Proms besucht haben … da haben wir Touristen natürlich kaum Chancen. Damit es richtig fair zugeht, wird noch ein Kontingent an Stehplatzkarten für 6 Pfund am Konzerttag selbst ausgegeben, aber der Andrang ist riesig.
Kleiner Trost, wenn's wieder nicht geklappt hat: Der NDR überträgt die Last Night immer live (Samstagabend, ab ca. 22 Uhr). Hier gibt es mehr Infos und auch Liedtexte für alle, die gern vor dem Fernseher mitsingen möchten: https://www.ndr.de/suche10.html?query=last+night&search_epg=1&sort_by=date
Denn obwohl das Programm wechselt, sind die Lieder „Jerusalem“, „Land of Hope and Glory“, „Rule Britannia“ und „Auld Lang Syne“ (sowie „God Save the Queen“) fester Bestandteil und werden riesig bejubelt. Die BBC-Originalfassung ist ebenfalls im NDR zu sehen, zwei Nächte später gegen 1 Uhr – für musikalische Nachteulen, ansonsten halt aufnehmen oder in der ARD-Mediathek nachschauen.
Die „Proms“ stehen für „Promenadenkonzerte“, und die Idee wurde 1895 als Bildungsprojekt geboren – mit dem Ziel, klassische Musik jedermann zugänglich zu machen und nicht nur den oberen Zehntausend in Frack und Abendkleid. Deshalb wurde Wert gelegt auf ein weniger förmliches Ambiente (die Zuschauer durften sogar rauchen) und auf eine Mischung aus populären und anspruchsvolleren Stücken. Die BBC ist seit 1927 (mit Unterbrechungen) Gastgeberin; und die Royal Albert Hall war 1941 erstmals Veranstaltungsort. Die Konzertreihe beginnt jeweils Anfang Juli und endet dann Anfang/Mitte September.
Viele Leute verbinden mit der Last Night of the Proms ein Picknick-Ereignis unter freiem Himmel, mit Sandwiches, Scones, Schampus und gepflegtem Musikprogramm – ein Konzept, das vielerorts Nachahmungen inspiriert hat. Vorbild ist hier aber nicht die Original-Last-Night, sondern das parallel veranstaltete Event „Proms in the Park“, das jedes Jahr im Hyde Park stattfindet (und zusätzlich in Swansea in Wales, Glasgow in Schottland und Enniskillen in Nordirland). Hier ist die Jagd auf Tickets aussichtsreicher. Das Musikprogramm ist jeweils ein eigenes, aber am Schluss wird die Royal Albert Hall live auf einer Leinwand zugeschaltet, und alle singen gemeinsam.
Wer fürs nächste Jahr sein Glück versuchen will, alle Infos unter: www.bbc.co.uk/proms
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