Was ist die wichtigste Eigenschaft einer englischen Teekanne? Sie muss „bottomless“ sein, bodenlos. Damit ist nicht etwa „undicht“ gemeint, sondern: Sie darf niemals leer werden. Und wenn doch, dann wird sofort für Nachschub gesorgt.
Der „teapot“ an und für sich ist eine der wichtigsten Haushaltsgegenstände im Inselreich. Klar, viele Leute trinken auch direkt aus dem Becher, in den sie zuvor einen Teebeutel geworfen haben. Überhaupt machen die Briten ja weniger Aufhebens um ihr Nationalgetränk, als mancher Ausländer so denkt. Aber besser schmeckt es aus einer Kanne, und wenn mehrere Leute mittrinken, ist das auch weniger Aufwand! Die Kanne kann aus Keramik sein, aus rostfreiem Stahl, versilbert, verchromt oder aus feinem Porzellan, nur muss sie genug Platz bieten. Und möglichst auch was fürs Auge, das bekanntlich mittrinkt.
Erfunden wurde die Teekanne, wen wundert es, in Asien, und zwar in China. Auch deshalb heißt „Porzellan“ auf Englisch „china“, nur ganz vornehme Menschen sagen „porcelain“. Als Mitte des 17. Jahrhunderts der erste Tee in Europa ankam – übrigens zeitgleich mit dem Kaffee und dem Kakao –, brachten die Seeleute die passenden Behältnisse gleich mit. Natürlich wollten die Europäer dann selbst Porzellan herstellen, woran sie mehrere Jahrzehnte bosselten. Das Geheimnis fand ein Deutscher, Johann Böttger, seines Zeichens Alchimist, der eigentlich Gold herstellen sollte … aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls begründete er im Auftrag Augusts des Starken die Porzellanmanufaktur in Meißen. In England etablierte sich die Porzellan- und Keramikherstellung in der Gegend um Stoke-on-Trent. Diese Region heißt bis heute „The Potteries“, die Töpfereien.
Im 18. Jahrhundert stieg die Nachfrage nach Tee, damals noch eher in Adelskreisen, und mit ihr die Lust an originellen und kunstvoll bemalten Kannen. Damals war England die Nummer eins, was deren Herstellung anging. Gegen Ende des Jahrhunderts wurde Tee erschwinglicher und schwappte sozusagen ins bürgerliche Milieu über, was die Nachfrage nach Kannen ebenfalls steigerte – und nun begann das Zeitalter der industriellen Herstellung. Langweilig wurden die Entwürfe deshalb nicht, wenn auch die brave „Brown Betty“, eine dunkelbraune kugelbäuchige Keramikkanne, in viele Haushalte einzog. Ein vertrauter Anblick war auch die schlichte Kanne aus „stainless steel“. Aber natürlich haben gerade die Engländer auch eine Schwäche für exzentrische Formen, und so wurden und werden Kannen in Form von Tieren (besonders beliebt sind Katzen!), Häuschen, Autos, Blumentöpfen und dergleichen hergestellt, manche sind echte Sammlerstücke. Wir haben sogar mal eine Kanne gesehen, die wie Prinzessin Dianas Kopf geformt war, mit der typischen Frisur, und für mehrere hundert Pfund angeboten wurde.
Eine Auswahl schöner historischer Exemplare zeigt das Museum im Castle von Norwich in seiner „Twining Teapot Gallery“. Und in Kent in der Nähe von Maidstone besitzt das privat geführte Museum „Teapot Island“ über 8.000 Kannen.
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