Ein Herz für Kirschen
Herzförmig, dunkelrot, glänzend: Gibt es eine schönere Frucht als die Kirsche? Und dann eignet sie sich, paarweise getragen, auch noch als Ohrring! Am 16. Juli ist in Großbritannien „National Cherry Day“. Ziel: die einheimischen Sorten, die lange von Importware verdrängt waren, zu fördern.
Früher, vor dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er, war die Grafschaft Kent der Kirschgarten der Nation, mit unzähligen Obstplantagen, die im Frühjahr herrlich blühten und im Sommer saftige Früchte produzierten. Mit der Einführung preiswerterer Kirschen aus dem Ausland, die zudem eine längere Saison hatten, lohnte sich der Anbau nicht mehr. Unzählige Bäume – manche Quellen sprechen von 90 Prozent – wurden gefällt.
Doch mit dem Trend zu regionaler Kost kam auch die Kirsche zurück, und da sie in Ruhe am Baum reifen darf, schmeckt sie auch besser. Inzwischen ist die Nachfrage nach einheimischen Früchten stark gestiegen, aber Kirschbäume müssen erstmal wachsen, auch wenn man heute auf kleinere Varianten setzt, was die Ernte erleichtert. Wie früher ist Kent ein Standort vieler Plantagen, aber auch andere Counties wie Hampshire und Staffordshire bauen Kirschen an.
Übrigens ist „einheimisch“ relativ, denn die Kirsche wurde von den Römern nach Nordeuropa gebracht. Es geht das Gerücht, dass viele Kirschbaum-Alleen ehemalige Marschwege der Legionäre sind, weil die Soldaten gern Kirschen aßen und die Kerne in die Gegend spuckten. Da Kirschbäume aber kaum 2000 Jahre alt werden, kann es sich höchstens um Abkömmlinge handeln. In Großbritannien sind Süßkirschen mit netten Namen wie „Sweetheart“ verbreitet, Sauerkirschen weniger.
Am allerbesten schmecken die Früchte einfach aus der Hand gegessen, aber sie passen auch sehr gut zu Schokolade, Zimt – und Ziegenkäse. Oder in einen Trifle, den Star der britischen Sommerdesserts.
Leserbriefe (1)
Gabriel Lauchard
am 16.07.2016