Peter Rabbit und Co. sind süß, knuffig und weltbekannt, ihre Abenteuer – von Beatrix Potter geschrieben und gezeichnet – von Anfang an Bestseller. Heute kann man sich kaum vorstellen, wie ungewöhnlich es zu Beginn des 19. Jahrhunderts für eine Frau war, beruflichen Erfolg zu haben. Als die Künstlerin vor 150 Jahren, am 28. Juni 1866, zur Welt kam, schien ihr Weg vorbestimmt. Denn sie war eine Tochter aus gutem Hause und sollte vor allem eins erreichen: eine standesgemäße Heirat.
Beatrix Potter liebte die Natur und zog in späteren Jahren das Leben auf ihrer Farm im Lake District dem Citytrubel vor. Sie mochte Tiere, aber auch Pflanzen, hielt sich zu Hause einen Kleinzoo, zu dem zeitweise sogar eine Schlange zählte, und verbrachte viel Zeit im Freien sowie in den Londoner Museen und Galerien, um sich Inspirationen zu holen. Ihre frühen Zeichnungen waren Märchen-Illustrationen, Peter Rabbit tauchte erstmals in einem Brief auf. Nach und nach schuf Miss Potter eine große Familie von pfiffigen Kaninchen, Mäusen, Gänsen und anderen „vermenschlichten“ Tieren, die nicht nur bei Kindern sehr gut ankamen und ihr ein ordentliches Einkommen bescherten. Die sorgfältig komponierten Bilder zeigen bemerkenswerte Begabung. Es gibt aus ihrer Feder auch Landschaftsdarstellungen und botanische Zeichnungen von hoher Qualität. Beatrix Potter hatte außerdem wissenschaftliche Ambitionen und beschäftigte sich ausführlich mit Pilzen. Da sie eine Frau war, hatte sie Mühe, ernst genommen zu werden; der Leiter der Botanischen Gärten Kew wies sie zurück. Erst später wurde ihr wissenschaftliches Werk – darunter ein Thesenpapier, das sie zu Lebzeiten nicht selbst hatte vorstellen dürfen – wiederentdeckt und gewürdigt.
Aus der standesgemäßen Heirat wurde zeitlebens nichts. Ihr erster Verlobter Norman Warne, Sohn ihres Verlegers, starb vor der Hochzeit an einer Krankheit. Als sie viele Jahre später William Heelis heiratete, ihren Rechtsanwalt aus dem Lake Disctrict, war Beatrix Potter bereits Ende vierzig. Der Gatte erschien den Eltern genauso unpassend wie zuvor der Verlobte, denn Männer, die für ihr Geld arbeiten mussten, waren nicht das, was sie sich für ihre Tochter vorgestellt hatten. Aber das Ehepaar Heelis war mehr als dreißig Jahre glücklich miteinander. Aus der höheren Tochter war eine echte Farmerin geworden. Sie vermachte übrigens ihren gesamten, recht großen Landbesitz an den National Trust, da ihr der Erhalt der wunderschönen Landschaft des Lake Districts sehr am Herzen lag.
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