„Oh, I do love to be beside the seaside“: Dieser Hit, 1907 in England geschrieben, ist so aktuell wie eh und je. Am Strand, da sind wir doch alle gern! Weit hat es in Großbritannien keiner, maximal 114 Kilometer bis zur Küste. Die Konkurrenz der sonnensicheren Länder wie Spanien hat allerdings dazu geführt, dass Kurztrips oder Tagesausflüge heute üblicher sind als mehrwöchige Ferien in Brighton, Scarborough, Weymouth oder Southport. Schade, denn die britischen Badeorte haben ihren ganz eigenen Retro-Charme.
Zwei Bauwerke gehören zu einem gelungenen „seaside resort“ dazu:
- erstens der Pier und
- zweitens die Strandhütte.
Brücken am Meer
Piers, diese aufwendig verzierten Seebrücken, sind der Inbegriff englischer Strandferien (Wales hat aber auch welche). Meist noch in viktorianischer Zeit erbaut, mit Buden und Theatern bestückt, sind sie leider etwas in die Jahre gekommen, und manche – wie der Brighton West Pier – haben die Zeit nicht heil überstanden, sondern sind abgebrannt oder ins Meer gefallen oder beides. Aber es gibt noch eine ganze Reihe, die gut in Schuss sind. Uns gefällt besonders gut Cromer Pier in Norfolk, der sogar noch eine eigene Show zu bieten hat, ganz wie früher. Sehr schön sind auch Southwold Pier und der elegante Pier von Llandudno in Wales.
Rückzugsort am Strand
Strandhütten, auf Englisch „beach huts“, bilden das Pendant zum deutschen Strandkorb, stehen aber nicht im Sand, sondern meistens in Reihen oberhalb. Sie sind aus Holz, bunt lackiert, und dienen zum Aufbewahren von Eimerchen und Schaufel, Luftmatratze, Sonnenschirm, Handtüchern und dergleichen. Man kann aber auch darin sitzen, wenn der Wind bläst, sich aufwärmen und dabei Sandwiches kauen. Viele dieser Hütten sind heute sehr stilvoll im „shabby chic“ hergerichtet, was auch kein Wunder ist, da sie sehr teuer geworden sind und, ähnlich wie Kleingarten-Grundstücke, unter der Hand weitergereicht werden.
Der perfekte Strandtag
Wie sieht ein typischer Strandtag in Großbritannien aus? Er ist windig, ganz klar, und das Wasser ist frisch, aber – je nach Empfindlichkeit – im Sommer nicht zu kalt zum Baden. Die Briten sind eher robust und gehen auch jetzt schon rein. In den „rock pools“, von der Flut zurückgelassenen Meerwassertümpeln, suchen Kinder Muscheln und krabbelige Krebse und Quallen. Mittags gibt es Fish and Chips aus dem Papier, dazu Tee aus der Thermoskanne, als Dessert Vanilleeis mit „Flake“-Schokoriegel vom Eiswagen (das nennt sich ein „99“). Oder „Rock“, eine Zuckerstange mit Pfefferminzgeschmack, die ihren Namen verdient – sie ist wirklich steinhart. Im Sommer gucken die Kinder Kasperletheater, genannt „Punch and Judy Show“ oder erquengeln sich einen Ritt auf den Strandeseln, die allerdings aus Tierschutzgründen immer seltener geworden sind. Und bei Sonnenuntergang gönnt man sich ein Bier oder einen „Gin and Tonic“ (nicht: Gin Tonic) an der Strandpromenade. A perfect day!
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