Die Fähre kostet uns „an arm and a leg“, wie die Briten sagen. 70 Pfund. Für eine Dreiviertelstunde Überfahrt! Aber das ist eben der Nachteil eines Caravans, der viel Platz wegnimmt. Ein Wohnmobil wäre deutlich billiger. Wir lassen uns nicht verdrießen und genießen die frische Seeluft (Regen hat gerade mal aufgehört). Maillag kommt in Sicht: ein hübsches Hafenstädtchen und Startpunkt einer ganz besonderen Zugstrecke.
Wir stellen unseren Wohnwagen (mal wieder) klammheimlich auf einem Busparkplatz ab – es sind aber mehrere frei, ehrlich! Mit schlechtem Gewissen hechten wir durch den Ort, um ihn wenigstens kurz kennenzulernen, trinken eine Tasse Tee im Stehen und wenden uns dem Bahnhof zu. Tatsächlich steht der „Jacobite“, der berühmte Dampfzug, am Bahnsteig. Er schnauft und pustet, ein Pfiff, er zuckelt los. Wir können leider nicht mitfahren, weil wir nicht gebucht haben. Doch die Straße läuft ja teilweise parallel zu den Gleisen, sodass wir die Schönheiten der legendären Bahnstrecke Richtung Fort William ebenfalls genießen können. Täler, zauberhafte Seen wie Loch Eilt mit vielen Inselchen, der Viadukt von Glenfinnan (bekannt aus den Harry-Potter-Filmen), niedliche Dörfer – wirklich eine schöne Reise. Fort William steuern wir nicht wieder an, sondern fahren weiter nach Oban. Hier kommen wir auf einem Campingplatz direkt am Strand unter, dem North Ledaig Caravan Park. Sehr idyllisch, wenn auch mit etwas wackeliger Stromversorgung. Aber für unsere Bedürfnisse reicht es.
Oban macht einen munteren Eindruck. Hoch über dem Ort thront ein Gebäude, eine Art Kolosseum aus dunklem Stein. Dies ist ein „folly“, ein Zierturm ohne Zweck, erbaut von einem Banker, um Arbeitsplätze und zugleich ein Denkmal sich selbst zu schaffen. Leider starb der edle Spender, bevor der Turm fertig war. Aber die Einwohner und Touristen sind ihm dankbar, denn von dort oben haben sie einen wunderbaren Blick aufs Meer. Rund um den Turm ist ein Park angelegt worden.
Wir besuchen den Hafen mit seinem Fischmarkt und den Fähranlegern für Ausflüge zu den vorgelagerten Inseln. Und die katholische Kathedrale, 1952 vollendet und trotzdem neugotisch im Stil. Die Glanzzeit Obans war aber offenbar im 19. Jahrhundert, davon zeugen die vielen großen Hotels im „Grand Hotel“-Stil, in denen sich gut der Afternoon Tea nehmen lässt. Viele nette Läden, ein Schwimmbad, Pubs und Lokale ohne Ende, hier lässt es sich leben.
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