Nun ist Kultur angesagt. Aber vorher müssen wir noch umziehen auf einen anderen Campingplatz, denn unserer ist ab sofort ausgebucht. Mortonhall Camping & Caravan Club gehört zu einem „estate“, einem großen Gut mit Landwirtschaft, und schon beim Reinfahren sehen wir die Highland-Kühe mit der Zottelfrisur. Auch dieser Platz ist gepflegt und hat zu unserer großen Freude ein gemütliches Pub im ehemaligen Pferdestall, es heißt folgerichtig: The Stable. Bushaltestelle ist direkt am Platz, also wieder komfortabel in die City …
Das düstere Castle von Edinburgh ist ein Muss, aber noch besser gefällt uns der Palace of Holyroodhouse am anderen Ende der Royal Mile. Das ist eine Mischung mittelalterlicher Burg und Barockschloss, umgeben von einem schönen Garten. Außerdem ist es die Residenz der Queen. Wir besichtigen die Prunkräume, die im 17. Jahrhundert vom damaligen König Charles II. eingerichtet wurden, und auch den Saal für Staatsbankette. Interessanter ist der Teil, in dem Maria Stuart – die in Schottland noch allgegenwärtige tragische Königin – 100 Jahre davor gewohnt hat. In ihren Privatgemächern ließ ihr liebender Gatte, Lord Darnley, ihren Privatsekretär David Rizzio brutal ermorden – aus Eifersucht. Die arme Mary, die damals hochschwanger war, musste zusehen. Sie schätzte den gutaussehenden und musikalischen Rizzio, hatte aber wohl keine Liebesbeziehung zu ihm. In dieser Nacht starb auch, so dürfen wir vermuten, die Liebe zu ihrem Ehemann. Nur ein knappes Jahr später war Darnley ebenfalls tot – das Haus, in dem er sich von einer Krankheit erholte, flog in die Luft, und ihn fand man erdrosselt im Obstgarten. Maria Stuart wird wohl nicht unschuldig daran gewesen sein, dafür spricht auch, dass sie den Hauptverdächtigen Lord Bothwell kurz darauf heiratete. Zeiten waren das!
Direkt an der Royal Mile steht die große Kirche St. Giles. Sie kann kostenlos besucht werden, und wir machen uns gleich auf die Suche nach der Kapelle des Distelordens. Und zwar, um den kleinen Pusteengel mit dem Dudelsack zu sehen, der dort als Gag ins Gebälk geschnitzt ist und Weltruhm genießt. Leider erfahren wir, dass die Kapelle geschlossen ist, weil dort so viel beschädigt wurde. Nur bei Führungen zu sehen, aber heute gibt es keine Führung mehr. Der nette freiwillige Helfer, ein älterer Herr, sieht uns den Kummer an, und als wir weitergehen, rennt er mit einem riesigen Schlüssel hinter uns her und führt uns trotzdem in die Kapelle. Exklusiv! (Es drängeln sich aber ein paar andere Besucher mit hinein, was ja völlig in Ordnung ist). So sehen wir den kleinen Engel und erfahren, dass oben an der Decke sogar noch einer ist.
Es gibt so viel zu sehen in Edinburgh, dass wir es gar nicht alles aufzählen wollen. Platte Füße sind garantiert. Aber einen Besuch auf der Royal Yacht Britannia möchten wir unbedingt empfehlen. Das ehemalige Schiff der Queen liegt im Hafen von Leith hinter einem Einkaufszentrum, von außen eher unspektakulär. Aber es ist wirklich eine Schönheit, und wir bekommen einen Eindruck vom Lebensstil der Königin. Alles hier ist gediegen, nicht protzig, die Einrichtung im Fünfziger-Jahre-Stil zeitlos schön. Kein Wunder, dass die Queen beim Abschied von der Britannia weinen musste – das bisher einzige Mal in der Öffentlichkeit.
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