Wer jetzt in London und anderswo in Großbritannien über die Weihnachtsmärkte schlendert, der trifft mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Schilder, die „gluhwein“ anpreisen. Denn Glühwein liegt voll im Trend, und wenn auch an den Strichelchen auf dem U gespart wird, so doch nicht am Alkohol, am Zucker und an den Gewürzen. Eigentlich heißt Glühwein aber im Englischen „mulled wine“ und ist seit Jahrhunderten beliebt und bekannt. Aber wieso „mulled“?
„To mull“, meist mit dem Zusatz „over“ gebraucht, heißt: über etwas grübeln, nachdenken, auch: sich Zeit lassen. Letzteres soll ja im Umgang mit alkoholhaltigen Getränken, insbesondere heißen und stark gezuckerten, keine schlechte Idee sein.
Ursprung ist wahrscheinlich ein mittelalterliches Wort, „mullin“, und das bedeutet: mahlen, zerkleinern. Unsere „Mühle“ ist sicher damit verwandt. So leitet sich wohl beides davon ab – das Grübeln, denn dabei kreisen sozusagen die Gedanken, und der „mulled wine“, denn der wird ja mit zerkleinerten Gewürzen wie Zimt und Nelken angereichert. Belegen können wir diesen Zusammenhang nicht, aber es klingt halbwegs plausibel.
Es gibt „Mull“ auch als Hauptwort oder vielmehr Namen einer Insel der Inneren Hebriden, und Musikfans kennen das Lied „Mull of Kintyre“, das sich auf eine ebenfalls schottische Halbinsel bezieht. Schottland hat noch mehr solcher „Mulls“. Auch wenn das Klima dort rau ist, können wir keinen Bezug zum „mulled wine“ herstellen. Schotten trinken lieber Whisky.
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