Manche Kleidungsstücke überdauern Generationen. Sie verändern sich kaum, und genau das macht sie so unvergänglich. Der britische Mantel gehört dazu. Er ist hier kein modisches Extra, sondern ein essenzieller Teil des Lebens. Der Brite trägt ihn mit lässiger Selbstverständlichkeit, als sei er Funktion, nicht Mode. Stoff und Schnitt bilden eine Allianz, die in keiner anderen Kultur so innig gepflegt wird. Der Mantel schützt vor Regen, aber auch vor Flüchtigkeit. Zumindest wenn Sie ins richtige Modell investieren.
Der Trenchcoat: Ein Klassiker für Bogarts, Bergmans und Co.
Der Trenchcoat stammt aus den Schützengräben des Ersten Weltkriegs. Thomas Burberry erfand den Stoff Gabardine, leicht, wasserabweisend und robust. Aus Militärkleidung wurde ein Klassiker, der bis heute auf keiner Straße der Welt fehl am Platz wirkt. Wer ihn trägt, fühlt sich ein wenig aufrechter, als würde die Geschichte ihm Halt geben.
Der Trenchcoat hat etwas Unbestechliches. Sein Kragen lässt sich hochstellen, der Gürtel betont die Taille, die Silhouette ist funktional und doch elegant. Er passt zu allem, was man ernst nimmt: zu Arbeit, zu Liebe, zu Regen. Die Ikonen heißen Burberry und Aquascutum. Parallel prägten Häuser wie Barbour mit robusten Schnitten und Outdoor-Wurzeln den britischen Mantelstil auf eigene Weise. Jede Marke interpretiert ihn anders. Der eine mit klarer Kante, der andere mit weichem Fall –, doch das Prinzip bleibt gleich: Schutz, Struktur und Stil in einem. Typische Farben sind Sand, Taupe, Khaki und Navy, jene Töne, die nie aus der Reihe tanzen und trotzdem sofort Vertrauen wecken.
Ein guter Trench hält Jahrzehnte. Er altert mit Würde und wird schöner, je mehr man ihn sich zu eigen macht. Viele Kleidungsstücke schreien nach Aufmerksamkeit. Der Trench hat das nicht nötig.
Vom Duffelcoat zum Lammfellmantel: Eine modische Love Story
Der Dufflecoat riecht nach Salzluft und Schafwolle. Einst getragen von Marinesoldaten, später von Philosophiestudenten in Oxford. Er war das Kleidungsstück derer, die an Ideen glaubten, nicht an Trends. Sein Stoff stammt aus der belgischen Stadt Duffel, seine Form aus britischer Notwendigkeit.
Die Knebelverschlüsse, die Kapuze, die dichte Wolle – alles daran ist praktisch und unprätentiös. Der Duffelcoat ist kein Mantel für große Auftritte, sondern für Menschen, die morgens wissen, was sie tun. Heute sieht man ihn wieder häufiger, oft an jungen Städtern, die genug von Mode haben und sich lieber auf das Wesentliche konzentrieren. Einmal gekauft, begleitet er durchs Leben wie ein treuer, warmer Freund.
Kaum ein anderes Kleidungsstück vereint Funktion und Sinnlichkeit so selbstverständlich wie der Lammfellmantel. In den Siebzigerjahren trugen ihn Rockstars, Schriftsteller und Männer, die sich nicht entscheiden wollten, ob sie Gentleman oder Rebell sein wollten. Ryan O’Neal machte ihn in „Love Story“ unsterblich. Ein Mantel für Winter, Schneeflocken und gebrochene Herzen.
Echtes Shearling wärmt, atmet und hält ein Leben lang. Ein guter Shearling-Mantel hat Gewicht, im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Er ist nichts für Eilige. Wer ihn trägt, bewegt sich langsamer, bewusster, fast würdevoll. Er schützt nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Belanglosigkeit. Seine Nachhaltigkeit liegt im Material selbst: Leder, Fell und astreines Handwerk. Kein Ersatzstoff der Welt kann das imitieren.
Die Puffer Jacket und der Rain Coat
Sie war nie dafür gedacht, gut auszusehen. Ihre Wurzeln liegen im Gebirge, zwischen Felsen, Schnee und Sturm irgendwo in den Alpen. Doch wie so oft haben die Briten das Praktische genommen und ihm Stil eingehaucht. Heute hängt die Puffer Jacket in Garderoben, in denen sonst nur Tweed und Trench zu Hause sind.
Man erkennt sie sofort: matt, nicht glänzend. Der Schnitt dezent, die Farbe meist Marine oder Oliv. In London sieht man sie an Architekten mit schwarzer Hornbrille, an Hundebesitzern im Hyde Park, an Studenten mit Kaffee in der Hand. Wer sie trägt, hat meist keine Zeit, sich zu verkleiden.
Ein Puffer lebt von Praktikabilität. Zu Jeans und Strick funktioniert er, zu Maßschuhen auch, wenn man weiß, was man tut. Wer sie offen trägt, zeigt Nonchalance. Wer sie schließt, weiß, was britischer Nordseewind ist. Und wer eine gute kauft, trägt sie länger, als manch einer seine Vorsätze hält.
Pflege braucht sie kaum. Ab und zu lüften, den Reißverschluss ölen, fertig. Kein Mantel ist ehrlicher. Vielleicht liegt genau darin ihr Reiz. Während anderswo Daunenjacken glänzen wie frisch polierte SUVs, bleibt die britische Version schlicht und stilvoll. Oder, um es einfach zu sagen: britisch eben.
Und weil in Großbritannien an mehr als der Hälfte des Jahres Regen fällt, hängt im selben Schrank meist auch sein älterer Bruder: der Raincoat. Charles Mackintosh erfand den gummierten Stoff, Barbour das Wachs, und plötzlich war der Regen kein Feind mehr, sondern Teil des Tages. Man trägt ihn offen bei Niesel, geschlossen bei Wind, mit Hut, wenn man das Styling-Spiel verstanden hat. Kein Trend, kein Theater, kein Tamtam – nur Trockenbleiben, egal was kommt.


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