Ein halbes Jahrhundert, in dem aus dem rothaarigen Mädchen aus Reading eines der größten kulturellen Exportgüter Englands geworden ist. Schon mit 16 stand sie vor der Kamera: Als Schülerin der Redroofs Theatre School in Maidenhead spielte sie in der BBC-Kinderserie Dark Season die Rolle der Reet – ein Kleiner Anfang, der ihr Talent sofort erkennen ließ. Mit 20 bewies sie in Sense and Sensibility, dass sie das klassische Fach beherrscht: präzise, intensiv und ohne jede Starallüre.
Zwei Jahre später kam Titanic, und die Rolle der eleganten Rose DeWitt Bukater machte sie weltberühmt und für immer Teil der Popkultur. Doch Winslet blieb nicht im Korsett der Kostümdramen stecken. Mit Filmen wie Eternal Sunshine of the Spotless Mind oder The Reader erweiterte sie ihr Repertoire weit über historische Stoffe hinaus. Für The Reader erhielt sie schließlich den Oscar, der Ritterschlag, der längst nicht alle Schauspielerinnen zuteilwird, die in den 90ern als Next Big Thing gehandelt wurden. Winslet aber ist bis heute the Big Thing.
Zigaretten, Mord und US-Akzent
Wer sie nur aus Titanic kennt, hat etwas verpasst. In Mare of Easttown spielte sie eine amerikanische Kleinstadt-Kommissarin; mit grauem Kapuzenpulli, tiefer Stimme und einem Akzent, der selbst US-Kritiker verblüffte. Plötzlich war sie nicht mehr die ewige „Rose“, sondern eine Frau, die raucht und trinkt, zweifelt und sich durchs Leben kämpft. Emmy inklusive. Diese Rolle machte klar: Winslet kann nicht nur Kostüm und großes Drama, sie kann auch die schmutzige Realität. Und das besser als so mancher „method actor“ aus Hollywood.
Integrität in der Scheinwelt Hollywoods
Winslet hat früh gesagt, dass sie nicht retuschiert werden will. Dass sie kein makelloses Poster-Idol sein möchte. Damit hat sie sich nicht nur Respekt erarbeitet, sondern auch Glaubwürdigkeit. Junge Frauen sehen in ihr keine entrückte, operierte Leinwandgöttin, sondern eine Verbündete. Eine, die Fehler zugibt, über Kritik spricht, die sie selbst erlebt hat, und sich weigert, das Spiel mitzuspielen. Das ist kein PR-Manöver, sondern zeugt von Integrität, Authentizität und Größe – und genau deshalb wirkt Kate Winslet heute, in einer Social-Media-Welt voller Glanz und Filter, auch mit 50 Jahren herrlich erfrischend.
Ihre Beauty- und Modekampagnen sind authentisch
Als Testimonial hat Kate Winslet lange schon Parfum- und Kosmetikmarken ihr Gesicht geliehen und das, ohne je zur überhöhten Projektionsfläche eines künstlichen Hochglanzideals zu werden. Entscheidend ist ihre Glaubwürdigkeit. Bei ihr hat man nicht das Gefühl, dass sie für ein paar Extra-Kröten auch das nächste beliebige Drogeriewässerchen anpreisen würde. Winslet bewirbt nur, was sie selbst benutzt, und bleibt damit ihrem Prinzip treu: Authentizität schlägt künstlicher Inszenierung.
Das gilt ebenso für ihren Stil. Auf roten Teppichen sieht man sie in eleganten, klassischen Outfits, die nie altbacken wirken, sondern zeitlos. Skandale? Fehlanzeige. Allüren? Nicht ihr Genre. Winslet ist durch und durch eine Lady, und genau deshalb passt ihr jüngstes Engagement für Oslo Skinlab ebenso ins Bild.
Zwischen Kamera und Kontrolle
Mit Lee hat Kate Winslet im vergangenen Jahr gezeigt, dass sie längst mehr ist als „nur“ Schauspielerin. Die Geschichte der Kriegsfotografin Lee Miller war ihr ein persönliches Anliegen. Winslet hat die Rolle nicht bloß gespielt, sie hat den Film mitproduziert, durchgesetzt und trotz aller Widerstände verteidigt. Die Financial Times sprach von einem „powerful portrait“ jener Frau, die im Zweiten Weltkrieg Bilder schuf, die bis heute wirken. Wer dachte, Winslet wolle sich im sicheren Fahrwasser von Kostümrollen und romantischen Komödien ausruhen (so sehr wir den Weihnachtsklassiker The Holiday auch lieben) hat sich getäuscht. Sie mischt dort mit, wo es ungemütlich wird, und zeigt, wie sehr sie inzwischen auch hinter der Kamera Verantwortung übernimmt.
Alter ist nur eine Zahl
„I’m proud of my wrinkles“, sagte Kate Winslet in einem Interview einmal. Ein Satz, so schlicht wie programmatisch. Denn er zeigt, dass sie das Älterwerden nicht als Bedrohung sieht, sondern als Privileg. 50 ist für sie kein Schlusspunkt. Neue Projekte sind längst in Arbeit. Am 24. Dezember erscheint auf Netflix Goodbye June, Winslets nächster Film. Darin spielt sie eine Mutter, die nach dem Tod ihrer Tochter in einer amerikanischen Kleinstadt versucht, zwischen Trauer, Schuld und Neuanfang ihren Platz im Leben wiederzufinden.
Heute wird Kate Winslet 50. Aber es wird weder eine große Party geben, noch einen nostalgischen Rückblick – so tickt sie als typische Britin nicht. Stattdessen hat sie angekündigt, das Jahr mit fünfzig „remarkable things“ zu füllen.
Happy Birthday, Kate! Wir sind gespannt, welche „remarkable things“ diese remarkable Frau noch für uns bereithält.
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