Schon Doris Day lud musikalisch ein zum „Tea for Two“ – und bis heute ist der Nachmittagstee aus dem britischen Alltag nicht wegzudenken. In Großbritannien genießt das Ritual des Teetrinkens einen ähnlich hohen Stellenwert wie die königliche Familie, der Tower of London oder die Themse. Ob mit Milch, Zitrone oder – ganz nach Devonshire-Art – mit Sahne: Tee ist mehr als ein Getränk – er ist ein Stück britischer Identität.
Kein Wunder also, dass Tee heute nicht nur weit verbreitet, sondern bei Millionen Menschen äußerst beliebt ist. Die ganze Welt weiß, wie die Briten ihren Tee trinken – nämlich mit Milch. Laut der UK Tea & Infusions Association (UKTIA) konsumieren 84 Prozent der Briten täglich Tee – insgesamt rund 100 Millionen Tassen pro Tag, von denen etwa 98 Prozent mit Milch serviert werden.
Übrigens waren Portugal und Holland die ersten Länder, die getrockneten Tee aus dem Osten in den Westen importierten. Die über die Jahre gewachsene Liebe zum Tee hat zahlreiche Traditionen hervorgebracht. Um das aromatische Getränk zu genießen, wurde der Tisch gedeckt und schönes Geschirr verwendet – Liebhaber traditioneller Teekultur tun das auch heute noch. Es waren die Briten, die die Teetassen erfanden: Sie orientierten sich an der chinesischen Art, aus Trinkschalen zu trinken, und fügten Henkel hinzu, um sich nicht die Hände zu verbrennen.
It’s time for Five O'Clock Tea
Der Brauch des „Five O'Clock Tea” verdankt seine Entstehung Anne, Herzogin von Bedford. Im frühen 19. Jahrhundert war das Frühstück nicht sehr reichhaltig und Anna bemerkte, dass sie hungrig war und das Abendessen kaum erwarten konnte. Also befahl sie den Dienern, ihr um fünf Uhr abends ihren Tee sowie leichte Snacks wie Muffins oder Kekse zu bringen. Der „Five O'Clock Tea” ist ein beliebter und modischer Brauch, der bis heute ein Symbol des Landes ist: In vielen Familien Großbritanniens trifft man sich um diese Uhrzeit mit Verwandten und Freunden, um die Freizeit gemütlich miteinander zu verbringen. Zum Nachmittagstee werden Sandwiches, Scones oder andere Leckereien gereicht.
Stark, aber bitte nicht bitter
Bei der Teezeremonie in England wird vorgewärmtes Geschirr verwendet. Der Tee sollte fünf bis sieben Minuten ziehen. Dies ist die empfohlene und bewährte Zeit: Bei kürzerer Ziehzeit ist der Tee zu schwach, bei längerer wird er bitter.
Englischen Tee trinkt man am besten aus Porzellangeschirr. Das Getränk sollte frisch getrunken werden: Tee, der länger als 15 Minuten steht, verliert an Geschmack und sollte besser ausgegossen werden.
Traditionell wird die Milch in einer separaten Soßenschale serviert. Sie sollte nicht kalt sein. Gießen Sie etwas Milch in die Tasse und geben Sie den aufgebrühten Tee darüber. Alternativ können Sie auch Sahne verwenden: Tee mit Sahne heißt Devonshire-Tee.
Englischen Tee kann man nicht mit Milch verderben – Sie verleiht dem Getränk Tiefe und Fülle und rundet den Teegenuss auf angenehme Weise ab.
Tee mit Zitrone wird in England manchmal “Russischer Tee” genannt. Es wird empfohlen, ihn ohne Zucker zu trinken. Die Kontroverse um die Süßung des Getränks ist ungelöst, aber die gängigste und richtigste Meinung ist, dass die Zugabe von Zucker reine Geschmackssache ist.
Der legendäre Blätter Tee wird in Großbritannien schon seit über 350 Jahren getrunken, doch seine Ursprünge liegen außerhalb der Inseln. Einer Legende nach saß der chinesische Kaiser Shen Nong im Jahr 2737 v. Chr. unter einem Baum, während sein Diener Wasser aufsetzte. Ein Blatt der Teepflanze (Camellia sinensis) soll ins kochende Wasser gefallen sein, woraufhin Shen Nong das Getränk probierte – und so der Tee geboren wurde.
1908 wurde der Teebeutel erfunden. Heutzutage brühen viele Haushalte in Großbritannien ihren Tee fast immer mit einem Teebeutel und Milch.
Die spannendste Frage zuletzt: Wird die Milch vor oder nach dem Aufbrühen des Tees hinzugefügt? Eine YouGov-Umfrage aus dem Jahr 2018 zeigt, dass die überwiegende Mehrheit der Briten die Milch zuletzt in den Tee geben möchte.
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