Die zauberhafte Welt des keltischen Wales
Das Mabinogion ist eine Sammlung traditioneller walisischer Erzählungen und ein bedeutendes Zeugnis der keltischen Literatur. Die Wurzeln dieser spannenden und oft rätselhaften Geschichten reichen bis ins frühe Mittelalter zurück – und sind vermutlich noch weitaus älter.
Die Entstehung des Mabinogion
Im 12. und 13. Jahrhundert schrieben Mönche die Geschichten nieder – hauptsächlich ins Altwalisische. Dabei haben sie die mündlichen Überlieferungen an das damals vorherrschende Weltbild und den christlichen Glauben angepasst, dennoch bietet das Mabinogion enorm spannende Einblicke in das gesellschaftliche Leben, die Spiritualität und die Mythologie der damaligen walisischen Bevölkerung.
Der Begriff „Mabinogion“ ist eine moderne Bezeichnung, die vom walisischen Wort „mabinogi“ abgeleitet ist und so viel wie „Jugend“ oder „Geschichten der Jugend“ bedeutet. Möglicherweise bezieht sich dieser Titel auf Prinz Pwyll, der in allen Erzählungen vorkommt, wenn auch teilweise nur als Randfigur.
Das Sagenbuch der walisischen Kelten
Das Mabinogion behandelt Themen wie Heldentum, Magie, Liebe und Trauer. Es offenbart die tief verwurzelte Verbindung der walisischen Identität zur Natur sowie zu mythologischen Elementen. Die Sammlung ist in vier Hauptabschnitte unterteilt – die vier „Mabinogi“:
Pwyll, Prinz von Dyfed:
Pwyll, der Prinz von Dyfed, taucht in die geheimnisvolle Anderswelt ein. Er begegnet Arawn, dem Herrscher des Totenreiches, und tauscht für ein Jahr sein Leben mit ihm. Es geht um Themen wie Ehre, Freundschaft und die komplexen Beziehungen zwischen Menschen und der keltischen Anderswelt.
Branwen, Tochter von Llŷr:
In dieser Erzählung steht Prinzessin Branwen im Mittelpunkt, die mit dem König von Irland verheiratet ist. Ein Krieg, der aus Missverständnissen und Verrat entsteht, führt zu verheerenden Folgen und zeigt das unermessliche Leid auf, das Machtgier und Intrigen zwischen Völkern verursachen können.
Manawydan, Sohn von Llŷr:
Manawydan, Branwens Bruder, kämpft als tragischer Held inmitten von Verlust und Entbehrung darum, sein Reich wiederherzustellen und sich gegen magische Mächte zu behaupten.
Math, Sohn von Mathonwy
Im Mittelpunkt dieser Erzählung stehen Math, ein mächtiger Zauberer und Herrscher, sowie dessen neugieriger Neffe Gwydion. Es geht um Intrigen, ethische Entscheidungen und Macht. Denn Math und Gwydion setzen alles daran, ihre Welt vor dunklen Kräften zu schützen.
Die Artussage
Im Mabinogion sind jedoch noch weitere Geschichten enthalten. Besonders interessant ist die Verbindung zwischen den Erzählungen „Culhwch und Olwen“, „Der Traum von Rhonabwy“, „Die Dame vom Brunnen“, „Geraint, der Sohn von Erbin“ und der legendären Artussage. Viele Fachleute gehen heute davon aus, dass diese Geschichten, die zum Beispiel an Artus‘ Hof spielen, weitaus älter sind als die uns bekannte Artussage.
Keltische Abenteuer
Das Mabinogion liest sich an manchen Stellen wie ein spannendes Fantasy-Buch – nur oft etwas sperrig und rätselhafter, was durchaus einen besonderen Reiz hat. Denn die Erzählungen sind durchzogen von magischen Elementen, die die Grenzen zwischen der realen und übernatürlichen Welt verwischen. Begegnungen mit übernatürlichen Figuren sorgen für eine magische Atmosphäre. Die Natur erscheint in der Welt des Mabinogion beseelt, und das Übernatürliche ist ein integraler Bestandteil des Lebens.
Diese Sammlung bietet aber nicht nur tiefgehende Einblicke in die Kultur und Mythologie des alten Wales, sondern berührt auch universelle Themen wie Liebe, Krieg, Verlust und Loyalität. Das macht das Mabinogion zu einem spannenden und außergewöhnlichen Leseerlebnis.
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