Eine Krone, ein Schiff in voller Fahrt, ein weißer Hirsch oder roter Löwe, ein Schwan, ein Pflug, eine Meerjungfrau: Die Schilder, mit denen britische Pubs ihre Kundschaft anlocken, sind Farbtupfer im Straßenbild und oft kunstvoll gestaltet. Manche werden noch immer von Hand gemalt. Leider nimmt ihre Zahl aber insgesamt ab – nicht nur, weil die Zahl der Kneipen zurückgeht, sondern auch, weil Schriftzüge an der Fassade als schicker gelten.
Zur Geschichte
- Schon im 12. Jahrhundert hängten Gastwirte Schilder über die Tür; zur Zeit Richards II. im 14. Jahrhundert waren sie sogar dazu verpflichtet.
- Als Vorläufer gelten Weinlaubkränze über der Tür oder – falls nicht zu kriegen – einfach ein paar beliebige Zweige, die bereits zur Römerzeit üblich waren. Daher hießen frühe Kneipen gern „The Bush“ oder ähnlich. Unsere Straußwirtschaften haben vermutlich einen ähnlichen Hintergrund.
- Die Motive der Schilder sind oft knallbunt, fast immer gegenständlich und ein bisschen wie aus dem Bilderbuch. Das ist ein Relikt aus der Zeit, als kaum jemand lesen konnte. Wie auch Kirchenfenster erzählten manche Schilder ganze Geschichten.
Zur Namensgebung
Was auf dem Schild zu sehen ist, hängt natürlich mit dem Namen der Kneipe zusammen:
- Auf Platz eins der häufigsten Pub-Namen steht unangefochten The Red Lion, kein echter Löwe, sondern ein Wappentier. Es folgen The Crown, The Royal Oak, The White Hart (Der weiße Hirsch) und The Plough, der Pflug. Viele haben Bezug zum Königshaus, so ist der weiße Hirsch das Wappentier besagten Richards II., und in der königlichen Eiche versteckte sich im 17. Jahrhundert der spätere Charles II. während des Bürgerkriegs vor den Rundköpfen.
- Landwirtschaftliche Motive wie der Pflug, The Wheat Sheaf (die Weizengarbe) oder The Apple Tree sind ebenfalls beliebt und anschaulich zu bebildern. The Bell, die Glocke, deutet oft auf einen Standort nahe der Kirche hin.
Ein Verein namens Inn Sign Society mit etwa 300 Mitgliedern widmet sich der Tradition und der Geschichte der Kneipenschilder sowie der Pubnamen und setzt sich für den Erhalt ein. Inn ist ein anderes Wort für Gasthaus.
Leider werden die „pub signs“ weniger. Generell haben Pubs es schwerer, seit es billiges Bier beim Discounter gibt und mehr Leute abends vor dem Fernseher sitzen. Corona gab manchen Lokalen den Rest. Außerdem neigen Pub-Ketten dazu, auf dekorative Schilder zu verzichten. Stattdessen verkündet ein nüchterner Schriftzug den Namen des Etablissements, und wenn es ein Schild gibt, dann ist es oft nur eine Bierreklame. Bei unabhängigen Pubs wird die alte Tradition aber oft noch hochgehalten.
Leserbriefe (0)
Keine Leserbriefe gefunden!