Heute feiert Großbritannien Bonfire Night, auch Guy Fawkes Night genannt. Der Anlass mag nicht gerade fröhlich, sondern im Gegenteil düster und blutig sein, trotzdem ist die Nation in Feststimmung und freut sich auf Feuerwerk, Fackelzüge, Freudenfeuer und Partys. In den letzten Jahren wurde wegen der Pandemie eher verhalten bis gar nicht gefeiert, deshalb ist die Begeisterung jetzt umso größer. Allein in London werden ein Dutzend Profi-Feuerwerke gezündet.
Sprengstoff unter dem Parlament
Remember, remember the fifth of November: Genau an diesem Tag im Jahre 1605 wurde Guy Fawkes in einem Schießpulverlager unter dem Parlament in Westminster erwischt, das er nach und nach angelegt hatte. Die Verschwörung hatte das Ziel, den protestantischen König samt aller Ratsherren und der anwesenden Bischöfe zu töten, um die Unterdrückung der Katholiken im Lande zu beenden und einen katholischen König auf den Thron zu bringen. Hier ein paar – teils weniger bekannte – Fakten über die Geschichte:
Ein Mann namens Guido
Guy Fawkes, in York geboren, war protestantisch getauft, konvertierte aber als Jugendlicher.
Er hieß eigentlich Guido, und für seinen Nachnamen sind mehrere Schreibweisen bekannt: Faux, Faukes und so weiter. Früher schrieben ohnehin alle so, wie sie es für richtig hielten.
Die Verschwörung flog auf, weil ein katholischer Ratsherr eine anonyme Warnung erhielt, er möge am 5. November dem Parlament fernbleiben. Er behielt sie nicht für sich.
Guy Fawkes war Sprengstoffexperte, seit er im sogenannten achtzigjährigen Krieg auf Seiten der Katholiken gekämpft hatte.
Er gilt aber nicht als Anführer der Verschwörung. Die Namen der zwölf Mitverschwörer verriet er unter der Folter.
Noch heute wird vor jeder Parlamentseröffnung das Kellergewölbe in Westminster sorgfältig untersucht.
Die Puppe im Feuer
In der Bonfire Night werden landauf, landab Stoff- oder Papierpuppen namens „The Guy“ verbrannt. Das heißt aber nicht, dass Guy Fawkes selbst verbrannt wurde. Er entging seiner grausigen Hinrichtung, deren Details wir hier mal lieber weglassen, indem er mit dem Strick um den Hals vom Galgengerüst sprang.
Schon im nächsten Jahr wurde vom König die Parole ausgegeben, am 5. November ausgiebig zu feiern. Dabei blieb es.
St. Peter´s School in York, deren Schüler Guy war, existiert noch heute. Sie untersagt ihren Schülerinnen und Schülern das Verbrennen des „Guy“, weil der ehemalige Schüler trotz allem in Ehren gehalten wird. Auch zwei weitere der Verschwörer waren dort zur Schule gegangen.
Ein Fest zum Winterauftakt
Die Bonfire Night bildet den Auftakt zu den Winterfeierlichkeiten im Vereinigten Königreich, deren Höhepunkt dann Weihnachten ist – ähnlich wie bei uns St. Martin.
Zu diesem Fest gehören bestimmte Gerichte wie Backkartoffeln (möglichst aus dem Freudenfeuer), Grillwürstchen, kandierte Äpfel und ein Gewürzkuchen namens Parkin.
Kurioses am Rande
König James I. war – Ironie der Geschichte – Sohn der streng katholischen Maria Stuart. Er hatte sich von seiner Mutter und deren Glauben losgesagt.
Guy Fawkes gilt heute als Sinnbild für Anarchie. Spätestens seit dem Film „Vendetta“ (2005) sind die seinen Gesichtszügen nachgebildeten weißen Masken sehr populär in Kreisen, die sich als revolutionär verstehen.
Zum Galapagos-Archipel gehört eine winzige, von Seelöwen bewohnte Insel namens Isla Guy Fawkes. Wer sie erstmals so genannt hat, ist unbekannt. Aber es wird wohl ein Fan gewesen sein.
Dass die Bonfire Night im November stattfindet, ist einem Zufall zu verdanken: Das Parlament sollte 1605 eigentlich im Sommer eröffnet worden. Weil die Pest ausbrach, verschob man den Termin.
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