Wollprodukte waren der erste Exportschlager Englands, und das schon im 8. Jahrhundert. Bis in die Tudorzeit brachte Wolle einigen Gegenden enormen Wohlstand; im 18. Jahrhundert nahm die Industrielle Revolution ihren Anfang, als Maschinen die Spindel und den heimischen Webrahmen ablösten.
Zur „Wool Week“, die aktuell im Königreich begangen wird, begeben wir uns auf die historischen Spuren dieses besonderen Materials, die man vielerorts in England, Schottland und Wales findet, zum Beispiel:
- auf Weiden überall in Großbritannien, vor allem in Wales, wo es mehr Schafe als Einwohner gibt. Die Tiere sehen sehr unterschiedlich (und niedlich!) aus, denn Großbritannien hat die weltweit größte Vielfalt an Schafrassen. Der Grund: Im Lauf der Geschichte haben diverse Invasoren – ganz früh die Römer, dann die Wikinger, später die Normannen – neben ihrer Lebensart eben auch Schafe mitgebracht. Und die fühlten sich im Inselklima so richtig wohl. Mit ihrer warmen, wasserabweisenden Wolle trugen sie dazu bei, dass es den Einheimischen ebenso ging und geht;
- in den Cotswolds und in East Anglia, wo überdimensionierte und prächtige Kirchen inmitten winziger Dörfer stehen. Das sind die „Wool Churches“, die Wollkirchen, die im Mittelalter von sehr reichen Kaufleuten finanziert wurden (auch) in der Hoffnung auf einen Platz im Himmel. Beeindruckende Beispiele sind
- die Holy Trinity Church in Long Melford sowie
- St. Peter and St. Paul in Lavenham, beide Suffolk;
- St. Agnes in Cawston, Norfolk und
- St. John Baptist in Cirencester, Gloucestershire;
- im House of Lords, dem Oberhaus, in Westminster Palace. Der „Lord Speaker“ sitzt auf einem mit Wolle gefüllten roten Polster, das – britisches Understatement halt – „the Wool Sack“ heißt. Damit soll die Bedeutung der Wolle für die Geschichte des Landes gewürdigt werden;
- in den historischen Spinnereien, die auf Englisch „wool mills“ heißen, Wollmühlen. Ursprünglich wurden sie mit Wasserkraft betrieben. Zwei besonders sehenswerte Spinnereien, die besucht werden können:
- Coldharbour Mill in Uffculme, Devon, im 18. Jahrhundert von einer Quäkerfamilie gegründet. Hier gab es schon ganz früh einen gewissen Grundstandard für Arbeitsbedingungen, und es wurden Siedlungen für die Arbeiterfamilien gebaut.
- Saltaire Mill in Yorkshire, die heute Weltkulturerbe ist. Das Gebäude ist sehr eindrucksvoll, wird überwiegend als Kulturzentrum genutzt und enthält eine Ausstellung mit Werken von David Hockney;
- im Nationalen Wollmuseum in Carmarthenshire in Wales.
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