Der Zauberer des Nordens
Er gilt als Erfinder des historischen Romans, war einer der produktivsten Schriftsteller aller Zeiten und ist – neben Robert Burns – schottischer Nationaldichter. Vor 250 Jahren, am 15. August 1771, wurde Walter Scott in Edinburgh als Sohn eines Anwalts geboren. Obwohl sein literarisches Werk sehr groß ist, blieb Scott doch Zeit seines Lebens auch aktiver Jurist und schrieb seine Bücher meist anonym. Erst fünf Jahre vor seinem Tod im Jahr 1832 begann er unter seinem Namen zu veröffentlichen; allerdings war es längst ein offenes Geheimnis, wer der Autor von „Ivanhoe“, „Waverley“, „Rob Roy“ und anderen Bestsellern war. Scott hatte großen Erfolg und bekam zahlreiche Ehrungen, darunter allein drei Ehrendoktorwürden und den Adelstitel eines Baronet. Trotzdem quälten ihn finanzielle Sorgen, und seine enorme Produktivität war wohl auch ein Versuch, möglichst viel Geld zu verdienen, um seine Schulden zu bezahlen.
Für Schottland ist Sir Walter Scott nicht nur deshalb ein Held, weil er gebürtiger Schotte ist und auch noch so heißt (wenn auch mit zwei T statt einem). Nein – er hat Schottland sozusagen literarisch entdeckt, alte Heldensagen und die Geschichte seines Landes neu zum Leben erweckt. In seinen Werken kommen viele Orte vor, die heute Besucher anziehen, darunter Melrose Abbey und Loch Katrine. Wer je in Edinburgh war, wird auch das Scott Monument vor Augen haben, einen neugotischen Turm imposanter Größe, der fast wie ein Kirchturm aussieht.
Eine Touristenattraktion ist auch Scotts Landsitz Abbotsford House am Ufer des Tweed. Das prächtig ausgestattete Gebäude passt zu diesem Mann und seiner romantisierenden Zeit, denn es ist im Stil einer mittelalterlichen Festung mit zahlreichen Türmchen und Zinnen aus bleigrauem Stein gebaut. Auch die Gärten sind sehr sehenswert. Der Ausbau dieses Anwesens trug allerdings erheblich zu den finanziellen Kümmernissen des Besitzers bei – neben dem Pech, dass er haftender Teilhaber eines Verlags war, der pleiteging.
Scott hatte seine Schriftstellerkarriere mit Gedichten begonnen, aber auch früh Übersetzungen deutscher Werke ins Englische verfasst, darunter Goethes „Götz von Berlichingen“. Sein erster Roman, „Waverley“, erschien 1814 und handelte vom Jakobiteraufstand. Eine Besonderheit des Autors war, dass er nicht nur Herrscher, Feldherren und Adlige auftreten ließ, sondern auch ganz normale Leute – damals sehr unüblich in der Literatur. Er schaffte zudem das Kunststück, mit ganzem Herzen Schotte und trotzdem kein Gegner der Union zu sein, da er die wirtschaftlichen Vorteile sah. So war er es, der 1822 den Besuch König Georgs IV. in Schottland organisierte – der erste Besuch eines britischen Königs seit mehr als 170 Jahren – und dabei alles präsentieren ließ, was als typisch schottisch gilt und lange Zeit nicht gern gesehen war: Schottenröcke, Dudelsäcke, Highlandtänze. Die übernächste Monarchin, Queen Victoria, war dann überzeugter Schottland- und von klein auf Sir-Walter-Scott-Fan.
Zum runden Geburtstag des Autors sind einige Events und Ausstellungen geplant: https://walterscott250.com
Hier findet sich auch eine Karte für alle, die künftig auf den Spuren des „Wizard of the North“ reisen möchten.
Mehr über Abbotsford House: www.scottsabbotsford.com
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