Es gibt ernste Gedenktage und weniger ernste – und dann gibt es solche, die fast völlig sinnfrei sind wie der heutige „Hug Your Cat Day“. Da sollen wir uns unsere Katze schnappen und sie nach Herzenslust knuddeln. Schön für Mensch und Tier, wenn beiderseitiges Einvernehmen besteht. Ansonsten sollten ein Fläschchen Wunddesinfektion und Pflaster bereitliegen. Katzen mögen Menschen, gehen auch nachsichtig mit deren Eigenheiten um, aber alles hat Grenzen!
Ganz und gar abraten muss man von dem Vorhaben, eine fremde Katze in die Arme zu schließen, nur weil sie gerade des Wegs kommt und niedlich aussieht. Denn die Temperamente der Tiere fallen unterschiedlich aus, wie alle erfahrenen Katzenfans wissen. Wer nicht so recht glauben will, dass die handlichen Schmusetiger tatsächlich Raubtiere mit allem Drum und Dran sind, der versetze sich in die Perspektive einer Maus. Dolchspitze Zähne und Krallen, die urplötzlich aus den Samtpfoten schnellen, scharfe Augen, die alles sehen, und ein Gehör, das niemals abschaltet … doch, doch, Katzen sind sehr wehrhafte Wesen.
Ob sich der Mensch die Katze zur Gefährtin erkoren hat oder eher umgekehrt, darüber kann man streiten. Die Ur-Miez jedenfalls kam in die Nähe der ersten Siedlungen, weil Menschen Vorräte anlegen, was wiederum Nager anzieht. Aus dem Zweckbündnis ist eine innige Beziehung erwachsen, die schon Jahrtausende überdauert. Heute brauchen wir die Katzen nicht mehr unbedingt als Mäusefänger (im Gegenteil sind die einzigen Leute, die Mäuse im Haus haben, Katzenbesitzer – die stolz ins Haus geschleppte Beute entwischt nämlich manchmal und versteckt sich im Bücherregal). Dafür haben wir die wohltuende Aura von Ruhe und Gelassenheit, die Katzen ausstrahlen, ebenso schätzen gelernt wie ihr weiches Fell und ihre Sensibilität. Sie sind stille oder auch weniger stille Begleiter durch unseren stressigen Alltag, machen wenig Arbeit, haben feine Antennen für unsere Stimmung, können sehr zärtlich sein, wenn ihnen danach ist, aber sie bleiben immer sie selbst und lassen sich nichts befehlen.
Viele Menschen bezeichnen sich entweder als Hunde- oder als Katzentypen, aber es spricht nichts dagegen, beides zu sein. Hunde übernehmen nützliche Aufgaben (wer hätte je von einer Sprengstoff-Suchkatze gehört oder von einer Rettungskatze?), sie sind sprichwörtlich treu und immer gut gelaunt. Katzen behalten ihren Eigensinn und lassen sich wenig vormachen, aber auch sie binden sich an ihre Menschen und nicht etwa, wie oft behauptet, nur an Orte. Sie zeigen es nur nicht so offen, dazu sind sie zu fein.
Alles in allem besteht also viel Anlass, den Hug-Your-Cat-Day mit einer ausgiebigen Schmusestunde zu feiern, wenn sich die Katze dazu herumkriegen lässt. Ihr Schnurren ist Musik in unseren Ohren und auch in ihren eigenen, denn es dient der Entspannung. Happy hugging!
P. S. Wie spricht man „hug“ – das als Verb umarmen und knuddeln heißt und als Hauptwort Umarmung – eigentlich aus? Mit einem kurzen A-Laut und eher weichem G am Ende, ungefähr so wie in diesem YouTube-Video: https://youtu.be/6lq1ZLt38aU
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